Queeres Wohnprojekt: Berlin will sich um Tuntenhaus bemühen

Bausenator Gaebler nährt die Hoffnung auf den Erhalt des berühmten Hausprojekts – und nimmt den Bezirk Pankow in die Verantwortung

Auf dem Spiel steht das »wahrscheinlich am häufigsten fotografierte Wohnhaus Berlins« – so zumindest sieht es der Sozialarbeiter Patrick M., der am Montagmorgen im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses Rede und Antwort steht. Seit 1997 wohnt Patrick in der Kastanienallee 86 in Prenzlauer Berg, im ältesten queeren Hausprojekt der Hauptstadt. Seit dessen Verkauf im Februar droht dem baufälligen Tuntenhaus der Abriss und seinen Bewohner*innen Verdrängung.

»Wir sind ein Lebensort der Vielfalt, der sich organisch und ohne staatliche Förderung entwickelt hat«, sagt Patrick. Das Tuntenhaus sei nicht nur Safe Space für trans, inter und nicht-binäre Personen, sondern habe eben auch einen Beitrag zum Ruf Berlins als bunte Kulturmetropole geleistet. »Die Rettung wäre ein Bekenntnis zu diesem Berlin.«

Die gute Nachricht für die Bewohner*innen des Tuntenhauses lautet am Montag: Der schwarz-rote Senat erachtet das Projekt als erhaltenswert. »Wir haben schon ein Gespräch geführt, wo wir deutlich gemacht haben, dass der politische Wille durchaus da ist«, sagt Bausenator Christian Gaebler (SPD). Sowohl den Verkauf an eine landeseigene Wohnungsgesellschaft als auch die Überführung in eine Genossenschaft hält er für denkbar.

Möglich wird das durch ein Vorkaufsrecht, das der Bezirk Pankow bei ausreichender Baufälligkeit des Tuntenhauses geltend machen kann. Die gilt laut Bezirksstadtrat Cornelius Bechtler (Grüne) mittlerweile als gesichert. Vorher soll jedoch eine Abwendungsvereinbarung vorgelegt werden, die der Käufer unterzeichnen kann, um so das Vorkaufsrecht des Bezirks abzuwenden.

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Eine schlechte Nachricht für die Bewohner*innen: Einen Abriss will Bausenator Gaebler noch nicht ausschließen. Man habe das Bezirksamt Pankow aufgefordert, eine konkrete Vermessung des Gebäudes vorzunehmen. Erst danach lasse sich Genaueres sagen, so Gaebler. Der CDU-Abgeordnete Christian Gräff brachte zudem die Möglichkeit eines Ersatzstandorts ins Spiel.

Zank um das Tuntenhaus herrscht derweil zwischen Senat und Bezirk. Gaebler wirft Bezirksbürgermeisterin Cordelia Koch (Grüne) Versäumnisse vor: »Es ist bedauerlich, dass der Bezirk nicht mit uns gesprochen hat, als vor einem Jahr das Haus angeboten wurde.« Die »Taz« hatte zuvor berichtet, dass der frühere Besitzer bereits Ende Mai 2023 Koch mit dem Wunsch kontaktiert habe, das Haus an eine gemeinnützige Wohnungsgesellschaft zu verkaufen.

Dass dem Senat Töpfe zur Verfügung stehen, auf die er zur Instandsetzung des Tuntenhauses zurückgreifen könne, weist Gaebler zurück. Auch hier sieht der Bausenator den Bezirk in der Pflicht: Es könne nicht sein, dass jedes Mal der Senat einspringen muss, wenn es der Bezirk nicht geregelt bekomme. Grüne und Linke hatten den Senat zuletzt aufgefordert, die Mittel für einen Vorkauf bereitzustellen.

Auch zwischen dem Wohnprojekt selbst und dem Eigentümer hatte es 2019 Gespräche über einen Kauf gegeben. Woran es scheiterte, macht Bewohner Patrick Patrick am Montag deutlich: 4,5 Millionen Euro habe der Eigentümer für das unsanierte Haus gefordert. Nun sei das Gebäude für 1,5 Millionen Euro verkauft worden. »Es war ein Schlag ins Gesicht«, sagt Patrick.

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