Spanien in schlecher Verfassung

Martin Ling über den Amtsverbleib von Ministerpräsident Pedro Sánchez

Spanien ist mehr Instabilität erspart geblieben, stabil ist es nicht. Ministerpräsident Pedro Sánchez hat sich nach fünf Tagen Bedenkzeit entschieden, den Regierungsbettel doch nicht hinzuschmeißen, sondern weiterzumachen. Sein zentrales Argument: die Solidaritätsbekundungen der vergangenen Tage.

Sánchez hat ein Zeichen gesetzt gegen rechte und ultrarechte Hetze, die in Spanien gegen Sozialdemokraten anfängt, aber insbesondere gegen all jene gerichtet ist, die für das Selbstbestimmungsrecht eintreten: Basken, Katalanen, Galicier. Illusionen darüber, dass diese Hetze weitergeht, dürfte sich weder Sánchez noch sonst wer machen. Die Aussage des rechtsradikalen Vox-Chefs Santiago Abascal am Wahlabend im Juli 2023 setzte den Ton: »Pedro Sánchez wird mit Hilfe des Kommunismus, des Separatismus und des Terrorismus regieren können.« Pedro Sánchez regiert mit der Linksplattform Sumar und der Duldung der katalanischen und baskischen Unabhängigkeitsparteien von links bis rechts.

Sánchez wird nur die Flucht nach vorne bleiben. Das Amnestiegesetz für die am katalanischen Unabhängigkeitsprozess Beteiligten kann nur der erste Schritt sein auf dem Weg, das konstituierende Problem von Spaniens Demokratie anzugehen: die Verfassung von 1978, die dem offensichtlich plurinationalen Charakter Spaniens eine Absage erteilt. Sánchez braucht Mut, um angesichts des rechten Widerstandes, angefangen von seiner eigenen Partei, diesen Weg zu beschreiten. Fraglich, ob er ihn hat.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.