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1. FC Union Berlin: Kaum Hoffnung nach dem Debakel gegen Bochum

Nach dem 3:4 gegen den VfL sind die Berliner der große Verlierer im Abstiegskampf der Bundesliga

Am Boden zerstört: Der 1. FC Union Berlin ist der große Verlierer des 32. Spieltags.
Am Boden zerstört: Der 1. FC Union Berlin ist der große Verlierer des 32. Spieltags.

Der Kapitän war sprachlos: »Ich habe dafür keine Erklärung«, sagte Rani Khedira zum Debakel gegen den VfL Bochum. Dabei hatte ein altes Motto den Fußballern des 1. FC Union am Sonntag neue Kraft geben sollen: »Mit aller Gewalt: Klassenerhalt!« Wie schon vor zehn Jahren war es der Titel des Stadionheftes und wurde im Vorfeld des Abstiegsduells von Verein und Fans auf vielen Kanälen verbreitet. Warum die Motivation – verstärkt »durch die große Unterstützung der Fans schon vor dem Anpfiff«, wie Khedira berichtete – mit dem Anpfiff einer kompletten Lähmung gewichen war, hinterließ Khedira ratlos.

Zum Debakel geriet das Spiel, weil sich die Berliner nur 45 Minuten lang mit fußballerischer Gewalt gegen den Gegner und den drohenden Abstieg wehrten. Nach dem 0:3 zur Halbzeit, verlor Union schließlich mit 3:4 gegen den bis dahin punktgleichen Nachbarn im Tabellenkeller – und ist als nunmehr Viertletzter und nur noch einem Punkt Vorsprung auf den Relegationsplatz der große Verlierer des 32. Bundesliga-Spieltags im Abstiegskampf.

Druck und Verunsicherung

Das Duell im mit 22 000 Zuschauern natürlich ausverkauften Stadion An der Alten Försterei war ein Spiegelbild der vergangenen Wochen. Union, mit nur drei Toren aus den letzten acht Spielen, schaffte es nicht, den Gegner unter Druck zu setzen. Nur einmal kamen die Berliner in Halbzeit eins gefährlich vor das gegnerische Tor: Der Kopfball von Verteidiger Diogo Leite nach einem Freistoß von Josip Juranović war in der 34. Minute jedoch leichte Beute für Gästetorwart Manuel Riemann.

Selbst Unions Stärke, das Verteidigen, litt unter der sichtlich großen Verunsicherung durch fehlende Erfolgserlebnisse. Die unter der Woche in den Medien verbreitete Meldung, dass sich die Köpenicker nach der Saison von Trainer Nenad Bjelica trennen wollen, macht die Situation bestimmt nicht einfacher. Und hinzu kommt der Druck durch Siege der Konkurrenten im Abstiegskampf. Einer davon: Bochum. Nach dem Trainerwechsel hatte der VfL mit Heiko Butscher aus den letzten drei Spielen immerhin vier Punkte geholt.

Rot-weiße Ruhe

Dieses wieder gewonnene Selbstvertrauen brachten die Bochumer in Berlin von Beginn an auf den Platz – und gingen nach einer dominanten Anfangsviertelstunde verdient in Führung. Mit einem Ballgewinn nach einem Torabstoß von Union und zwei Pässen entblößte der VfL spielend leicht die linke Berliner Abwehrseite, Maximilian Wittek vollendete in der 16. Minute zum 0:1. Wiederum eine Viertelstunde später ließ Wittek alle Rot-Weißen vollends verstummen: Unbedrängt schloss der Mittelfeldspieler eine Einzelaktion in Unions Strafraum mit einem platzierten Schuss ins kurze rechte Eck zum 0:2 ab.

»Aufwachen« und »kämpfen« – das forderten nun Unions Fans von ihrer Mannschaft. Es blieb unerhört, ein Schuss von Kevin Volland über das Bochumer Tor und der Kopfball von Leite blieben alles, was sie offensiv zustandebrachte. Es spielte weiterhin nur der VfL und löste in der 37. Minute mit dem 0:3 durch Keven Schlotterbeck blankes Entsetzen auch auf der Berliner Bank aus. Fassungslos forderten Bjelica und sein Trainerteam die Spieler auf, irgendetwas zu tun, zumindest sich zu wehren. Bis zum Pausenpfiff passierte jedoch nichts mehr.

Mentale Probleme

Immerhin: Der 1. FC Union gewann die zweite Halbzeit dieses wilden Spiels. Das ist aber auch das einzige, was für die noch zwei verbleibenden Partien beim Vorletzten 1. FC Köln und dann gegen den SC Freiburg Hoffnung machen kann. Darauf verwiesen Kapitän Khedria und Trainer Bjelica später gleichermaßen. Aber: Erst als alles schon verloren war, waren die Köpenicker frei genug, um für den Klassenerhalt zu kämpfen. Dieses mentale Problem müsse auch mit mentaler Arbeit gelöst werden, meinte Bjelica – ohne dabei den EIndruck zu vermitteln, dass er weiß wie.

Drei Tore hatten die Berliner nach dem Wiederanpfiff erzielt: Die eingewechselten Yorbe Vertessen und Chris Bedia sorgten mit ihren Treffern in der 59. und 62. Minute für den Anschluss. Unions nächster Torjubel waren aber auch keine Schreie der Erlösung: Weil zwischenzeitlich Bochums Philipp Hofmann in der 71. Minute getroffen hatte, konnte Benedict Hollerbach vier Minuten später wiederum nur auf 3:4 verkürzen. Während der VfL nach einer wilden zweiten Hälfte den zweiten Sieg in Folge mit seinen Fans ebenso wild feierte, brauchen die Unioner sicherlich etwas Zeit, diesen Niederschlag zu verarbeiten.

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