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Hungerstreik fürs Klima: Aktivist in Gesundheitsgefahr

Camp für Klimagerechtigkeit in Berlin: Medizinische Unterstützergruppe beendet Begleitung eines Aktivisten

Der Aktivist Adrian Lack macht seinen ersten Strich: Seit dem 7. Mai befindet er sich im Hungerstreik. Für Wolfgang Metzeler-Kick (links im Bild) ist es Tag 62 ohne Essen.
Der Aktivist Adrian Lack macht seinen ersten Strich: Seit dem 7. Mai befindet er sich im Hungerstreik. Für Wolfgang Metzeler-Kick (links im Bild) ist es Tag 62 ohne Essen.

Seit dem 16. April isst Michael Winter nichts mehr. Als Teil der Gruppe »Hungern bis ihr ehrlich seid!« befindet er sich im Hungerstreik. Inzwischen sei seine gesundheitliche Lage jedoch »sehr kritisch«, teilte die Ärztin Susanne Koch am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Berlin mit. Koch ist Teil eines medizinischen Betreuungsteams der Aktivisten. In den 22 Tagen der Nahrungsverweigerung habe Winter sechs Kilogramm abgenommen; sein Body-Mass-Index (BMI) sei auf einen Wert von 16 gesunken – damit sei er deutlich untergewichtig.

»Wir können die medizinische Begleitung nicht mehr gewährleisten«, so Koch. Deshalb beende die medizinische Unterstützergruppe die Begleitung Winters. Wenn er sich in den nächsten zwei bis drei Tagen nicht dazu entscheide, wieder Nahrung zu sich zu nehmen, werde sie den sozialpsychiatrischen Dienst hinzurufen. Winter will jedoch weitermachen: »Ich würde schon gern überleben«, sagte er. »Aber im Moment kann ich jedenfalls noch, und ich möchte gern weiter hungern.«

Neben Winter befinden sich zwei weitere Aktivisten im Hungerstreik: Wolfgang Metzeler-Kick isst seit dem 7. März nicht mehr, und am 25. März schloss sich Richard Cluse dem Protest an. Beide sind nach Angaben der Ärztin Koch noch in »ausreichendem Gesundheitszustand«. Auf der Pressekonferenz am Dienstag verkündete zudem Adrian Lack den Beginn seines »schweigenden Hungerstreiks«: »Der Kanzler schweigt, darum habe ich mich auch entschlossen zu schweigen.«

Die Gruppe »Hungern bis ihr ehrlich seid!« fordert von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Regierungserklärung, in der er die Dringlichkeit der Klimakrise anerkennt. Konkret soll darin stehen, dass der »Fortbestand der menschlichen Zivilisation« durch die Klimakatastrophe »extrem gefährdet« und deshalb ein radikales Umsteuern notwendig sei.

In einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme stellten sich mehr als 100 Wissenschaftler*innen der Scientists for Future Deutschland hinter die Forderungen der Hungerstreikenden. Ihre Feststellungen seien »wissenschaftlich solide und vernünftig« heißt es in dem Statement, das unter anderem der Klimaforscher Stefan Rahmstorf und die Ökonomin Claudia Kemfert unterzeichnet haben. Allerdings schreiben sie auch, dass sie die Protestform für ungeeignet halten.

So sehen es auch die Psychologists/Psychotherapists for Future. Mitinitiatorin Lea Dohm sagt: »Wir unterstützen die Hungerstreikenden bezüglich der Fakten, distanzieren uns aber von der Protestform.« Sie sorgten sich nicht nur um die Gesundheit der Aktivisten, sondern auch um die möglicher Nachahmer. »Wir brauchen eure Stimmen, nicht euer Sterben«, so Dohm auf der Pressekonferenz.

Hungerstreik statt Straßenblockaden

Wolfgang Metzeler-Kick zeigt sich trotz dieser Kritik von den Stellungnahmen ermutigt. Aus dem Kanzleramt und auch aus den Regierungsfraktionen gab es bislang keine Kontaktaufnahme mit den Hungerstreikenden. Regierungssprecher Steffen Hebestreit hatte im April mitgeteilt, der Kanzler nehme die Protestform wahr, werde aber einzelnen Forderungen nicht folgen. Zudem gebe es Hinweise, dass die Klimaziele 2030 erreicht werden können. Metzeler-Kick reicht das nicht: »Ich werde meinen Hungerstreik weiter eskalieren«, kündigt er an. Was das konkret heißt, lässt er offen. Noch trinken die Aktivisten jeden Tag 250 Milliliter Saft und nehmen Elektrolyte sowie Vitamine zu sich.

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