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Radsport: Tadej Pogacar leuchtet mit Rosa Trikot und roter Nase

Der slowenische Radstar dominiert die Italien-Rundfahrt trotz einer Pollenallergie

  • Tom Mustroph, Neapel
  • Lesedauer: 4 Min.
Der Giro 2024: Tadej Pogacar jubelt, die anderen fahren hinterher.
Der Giro 2024: Tadej Pogacar jubelt, die anderen fahren hinterher.

Tadej Pogacar nimmt es derzeit mit vielen Rivalen auf. Dem kompletten Peloton des Giro d’Italia entwischt er immer wieder. Drei Etappensiege holte er sich bereits in den ersten neun Tagen. Das liegt zwar etwas unter seiner famosen Siegesbilanz im Frühjahr, da überquerte er bei sechs von insgesamt zehn Renntagen als Erster den Zielstrich. Aber in Italien überzeugt er derzeit selbst auf einem Parcours, der ihm nicht unbedingt wie auf den Leib geschneidert ist.

Bei der Auftaktetappe in Turin schloss Tadej Pogacar mit enormem Antritt zur Ausreißergruppe auf und kämpfte um den Etappensieg. Nach zwei Siegen in den Bergen sowie im Zeitfahren schloss er die erste Woche mit einem Einsatz im Massensprint auf Neapels Uferboulevard ab. »Ich wollte mich einerseits von Problemen fernhalten, wollte aber auch den Sprint für Sebastian Molano anziehen. Denn es ist immer schön, einem Freund beim Sieg zu helfen«, begründete er die überraschende Aktion.

Für einen Tagessieg von Molano reichte es zwar nicht, der Kolumbianer wurde Dritter. Er sagte nach dem Rennen aber, dass Pogacar ihm den ganzen Tag über Mut gemacht habe für den finalen Sprint und er deshalb auch besonders motiviert gewesen sei. Pogacar denkt bei diesem Giro also nicht nur an die eigenen Erfolge. Er verfügt auch noch über genug mentale und physische Ressourcen, die Teamkollegen anzuspornen und Helferdienste zu übernehmen.

Im Zielbereich fiel allerdings auch die gerötete Nase des Slowenen auf. Folgen einer Pollenallergie, gab er zu – und moderierte das Problem schnell wieder ab. Viele im Peloton würden deshalb schniefen. Ihm gehe es auch schon wieder besser, sagte Pogacar. Doch in den Pollen könnte die größte, vielleicht auch einzige Hoffnung seiner Konkurrenten stecken. Denn geht die Nase zu, ziehen die Lungen weniger Luft und die Beinmuskeln können weniger gut arbeiten. Der Giro ist von allen drei großen Rundfahrten die, die am stärksten von Herausforderungen an den Organismus geprägt ist. Mal ist es heiß, mal sibirisch kalt. Dann wieder machen Regen und Hagel den Asphalt zur Schlitterfläche. Und der Mai beschert eben auch regelmäßig Pollenflug. Nicht immer gewinnt der, der die besten Beine hat, sondern auch mal der, der den Strapazen am besten trotzen kann.

In der ersten Giro-Woche haben sich immerhin zwei Fahrer als potenzielle Bedrohung für Pogacar herauskristallisiert. Zum einen ist das der Brite Geraint Thomas. Der bezeichnete zwar als »verrückt«, was Pogacar bisher ablieferte, machte aber auch klar, dass er nicht gewillt ist, die oberste Podeststufe kampflos dem Slowenen zu überlassen. »Unser Team ist gut. Meine Form stimmt. Und wir werden uns in den kommenden Tagen auch etwas einfallen lassen«, meinte der frühere Tour-de-France-Sieger und Zweite des Giro 2023. Der Waliser ist clever und leidensfähig. Für den 37-Jährigen handelt es sich wohl auch um die letzte Chance, den Giro überhaupt einmal gewinnen zu können.

Thomas hofft vor allem auf die langen und eher gleichmäßigen Anstiege, die das Ende der zweiten und vor allem die letzte Woche dieses Giro bereithalten. Am kommenden Sonntag geht es über den legendären Mortirolo-Pass und den Fostagno-Pass bis auf knapp 2400 Meter hoch nach Livigno. Die dritte Woche weist sogar elf Pässe auf, der mit 2758 Metern höchste davon, das Stilfser Joch, kann aber wegen Schneefalls voraussichtlich nicht befahren werden. »Es gibt immer noch viele Höhenmeter, bei denen viel passieren kann«, bleibt Thomas dennoch optimistisch.

Pogacar hält einen anderen Fahrer für gefährlicher: Boras Kapitän Daniel Martinez. »Er hat in diesem Jahr schon einige gute Resultate eingefahren. Er ist vor allem sehr explosiv im Bergsprint. Wir müssen auf ihn achten«, meinte der Spitzenreiter. Deshalb ließ Pogacar sein Team im Finale am Sonnabend massiv arbeiten, Martinez, der auf den Etappensieg spekuliert hatte, sollte dieser Erfolg verwehrt werden. Der Kolumbianer steckte die Niedelage weg. Aber auch er schöpft Trost aus der Tatsache, dass der Giro noch lang und vor allem unberechenbar ist. Ein Faktor dabei sind Pollen im Mai.

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