Ungleicher Bildungszugang

Studie: Gymnasialbesuch vom Elternhaus abhängig

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin.  Kinder aus Familien mit geringerem Bildungsgrad und kleinerem Einkommen gehen einer Studie zufolge seltener aufs Gymnasium als Gleichaltrige aus bessergestellten Familien mit höherer Bildung. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Wie eine am Montag vorgestellte Untersuchung des ifo-Instituts zeigt, besuchen in Deutschland knapp 27 Prozent der Kinder mit Eltern, die weder Abitur haben noch zum oberen Viertel der Einkommen gehören, ein Gymnasium. In Familien mit mindestens einem Elternteil mit Abitur und/oder einem Haushaltseinkommen im oberen Viertel sind es knapp 60 Prozent.

Eine Untersuchung mit ähnlichen Ergebnissen hatte das ifo-Institut bereits vor einem Jahr vorgelegt. Dieses Mal ging es vor allem darum, Unterschiede zwischen den Bundesländern herauszuarbeiten. »Die Ungleichheit der Bildungschancen ist in allen Bundesländern sehr stark ausgeprägt«, heißt es in der Studie. Der relative Unterschied oder das Chancenverhältnis zwischen Kindern »mit niedrigerem Hintergrund« und denen mit »höherem Hintergrund« ist demnach aber in Ländern wie Berlin (37/69), Brandenburg (35/66) oder Rheinland-Pfalz (31/59) besser. Bayern (20/53) oder Sachsen (27/67) schneiden schlechter ab.

Grundlage für die Untersuchung war den Angaben zufolge der Mikrozensus mit Daten von 2018 und 2019. Analysiert wurden die Haushalte mit mindestens einem Kind zwischen zehn und 18 Jahren mit Blick darauf, ob die Kinder an Gymnasien oder Universitäten lernten. Als zweiter Faktor wurde das Haushaltsnettoeinkommen berücksichtigt und ob dieses mit mindestens 5000 Euro im Monat im oberen Viertel lag. Insgesamt wurde laut Studie eine Stichprobe von 102 005 Kindern untersucht. Die Fallzahlen pro Bundesland reichten von 947 Kindern in Bremen bis 23 022 Kindern in Nordrhein-Westfalen.

Die Untersuchung bestätigt Befunde anderer Bildungsstudien, wonach Bildungschancen in Deutschland stark mit der sozialen Herkunft zusammenhängen. Die festgestellten Unterschiede seien statistisch, bildungspolitisch und wirtschaftlich bedeutsam, hieß es. »Tatsächlich verdienen Menschen mit Abitur im Durchschnitt monatlich netto 42 Prozent mehr als Menschen ohne Abitur.«

Die Autoren fordern unter anderem, die frühkindlichen Bildungsangebote für benachteiligte Kinder auszubauen und eine Aufteilung auf unterschiedliche weiterführende Schulen zu verschieben. Verwiesen wird auf Berlin und Brandenburg, wo die Grundschulzeit im Unterschied zu allen anderen Bundesländern erst nach der sechsten Klasse endet.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) plädiert sogar für ein noch längeres gemeinsames Lernen. »Die Chancengleichheit in der Bildung erhöht sich, wenn die Schülerinnen und Schüler mindestens bis zur 10. Klasse zusammen lernen. Das zeigt das Beispiel der skandinavischen Staaten. Je weniger Selektion, desto besser kann jedes Kind seine Bildungspotenziale entwickeln«, so GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze.  dpa/nd

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