Lehrermangel in Brandenburg: Auf Instagram gegen den Mangel

Werbekampagne soll Lehrkräftemangel in Brandenburg lindern

Der Lehrkräftemangel bleibt eine der größten Herausforderungen für das Bildungssystem in Brandenburg. 1012 Stellen für Lehrkräfte sind aktuell nach Angaben des Bildungsministeriums landesweit ausgeschrieben. Nicht nur in Mathematik und naturwissenschaftlichen Fächern fehlen Lehrkräfte. »Wir benötigen Leute aus allen Bereichen«, sagte Bildungsminister Steffen Freiberg am Dienstag bei einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei. Besonders groß sei der Mangel im östlichen Landesteil.

Wie in anderen Bundesländern ist es vor allem der demografische Wandel, der hinter dem Lehrkräftemangel steht. Ein beträchtlicher Teil der älteren Lehrkräfte wird absehbar in den Ruhestand gehen, zugleich sinken an den Universitäten die Studierendenzahlen. Parallel wachsen bedingt durch höhere Geburtenzahlen und Zuwanderung die Schülerzahlen. Wohl auch weiterhin: »Wir rechnen für das kommende Schuljahr weiter damit, dass die Schülerzahlen steigen werden, wenn auch weniger stark als in den Jahren zuvor«, sagte Freiberg. Zuletzt gab es 320 000 Schüler in Brandenburg.

Eine Werbekampagne soll nun dabei helfen, mehr Menschen für den Lehrerberuf zu gewinnen. Es sei »die größte Lehrkräftekampagne, die es je in Brandenburg gab«, so Freiberg. Auf allen Kanälen soll für den Schuldienst geworben werden. Neben Plakaten sollen auch Werbespots bei Radiosendern und Anzeigen in Uni-Magazinen geschaltet werden. Schwerpunkt der Kampagne ist aber die Werbung im Internet. Auf sozialen Medien wie Instagram soll mit eigenen Kanälen Aufmerksamkeit gewonnen werden.

Angesprochen werden sollen dabei nicht nur Abiturienten auf der Suche nach Orientierung, sondern auch Berufstätige, die für einen Quereinstieg gewonnen werden sollen. Ein Teil der Kampagne richtet sich an Menschen, die bereits unterrichten: Ältere Lehrkräfte sollen unter anderem dazu ermutigt werden, den Schuldienst länger fortzusetzen. Sie sollen mit einer besonderen Überstundenregel zum Verbleib an den Schulen ermuntert werden. Die Überstunden sollen demnach ausgezahlt werden. Eine Abfrage im vergangenen Jahr hatte ergeben, dass 189 Lehrkräfte sich grundsätzlich vorstellen könnten, an dem Programm teilzunehmen. Wie viele sich seitdem tatsächlich angemeldet haben, konnte Freiberg nicht sagen. »189 würden uns aber schon sehr helfen«, so der Minister.

»Wir wollen zeigen, dass man in Brandenburg nicht nur gut lehren kann, sondern auch leben«, sagte Cornelia Göbel, die die Kampagne für die Werbeagentur »Serviceplan« verantwortet. »Raus aus dem Großstadtdschungel, rein ins Leben«, heißt es auf einem Plakat, ein anderes wirbt für mit niedrigen Mieten und Eigenheimpreisen – beides Motive, die sich unzweideutig an metropolengestresste Berliner richten. Hängen sollen die Plakate aber ausschließlich in Brandenburg. Ein Beschluss der Kultusministerkonferenz verbietet das Abwerben von Lehrkräften aus anderen Bundesländern.

»Unsere wichtigsten Multiplikatoren sind die Lehrkräfte selbst«, sagte Minister Freiberg. Zum Beispiel die Deutschlehrerin Luisa Marggraf. Sie unterhält einen Instagram-Account mit 15 000 Followern, auf dem sie über ihren Berufsalltag berichtet. Für die Kampagne soll sie auf dem sozialen Medium über die Feinheiten der Lehrkräftelaufbahn aufklären. Dafür erhält sie laut Freiberg einen »Unkostenbeitrag«. »Ich kann authentisch vermitteln, vor welchen Herausforderungen Lehrkräfte stehen«, sagte Marggraf.

»Ich sehe meinen Schwerpunkt darin, über den Vorbereitungsdienst aufzuklären«, sagte die Lehrerin. »Viele haben Angst vor dem Referendariat.« Dabei sei Brandenburg in diesem Bereich besonders attraktiv. Weil im Gegensatz zu anderen Bundesländern Unterrichtsbesuche nicht bewertet werden, herrsche hier weniger »Notendruck«. »Dafür beneiden uns Referendare aus anderen Bundesländern«, so Marggraf.

Lucia Steinmeyer, Lehrerin an einer Grundschule im Kreis Teltow-Fläming, will dagegen auf das sogenannte Brandenburg-Stipendium aufmerksam machen. Mit ihm erhalten Studierende eine finanzielle Unterstützung von 600 Euro monatlich, wenn sie sich verpflichten, nach dem Studium für drei Jahre an eine Schule im ländlichen Raum zu gehen. Beengend habe sie diese Verpflichtung nicht empfunden, so Steinmeyer. »Ich habe das Landleben immer sehr genossen«, so die Nachwuchslehrkraft. An ihrer kleinen Schule gebe es ein »gemütliches Kollegium« mit gerade mal 15 Lehrkräften. Für sie habe die Verpflichtung sogar eine gute Seite: »Ich musste mich nach dem Referendariat nicht um Bewerbungen kümmern, weil ja schon feststand, wo ich hingehe.«

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