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Ukraine: Gefährliche Flucht nach vorn
Daniel Säwert über die Forderungen nach Angriffen auf russisches Staatsgebiet
Mit den massiven Angriffen auf die zweitgrößte ukrainische Stadt Charkiw hat Russland die Debatte um den Einsatz westlicher Waffen erneut befeuert und die Falken in der EU und der Nato wieder in die Schlagzeilen gebracht.
Unisono forderten Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Grünen-Politiker Anton Hofreiter ein Ende der Zurückhaltung und die Erlaubnis für Kiew, endlich mit westlichen Waffen auch russisches Staatsgebiet attackieren zu dürfen. Und die baltischen Staaten bringen wieder einmal die Entsendung von Truppen ins Spiel. Damit sprechen sie der ukrainischen Führung aus der Seele, die genau das seit Wochen von den USA fordert. Da die eigene Armee gegen die russischen Angreifer zunehmend Probleme bekommt, will Kiew die Flucht nach vorne ergreifen und Ziele im Nachbarland bombardieren. Natürlich nur militärische, wie man versichert.
Dass Russland dadurch klein beigibt und seinen Krieg beendet, ist durchaus zweifelhaft. Denn die Armee lernt schneller aus ihren Fehlern, als es den Strategen in Kiew und im Westen lieb sein dürfte. Die wahllosen Bombardements der russischen Grenzstadt Belgorod haben zudem bewiesen, dass Schäden und Opfer Moskau von seinem Kurs nicht abbringen.
US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz tun gut daran, die Falken in ihrem Umfeld im Zaum zu halten. Zumal Moskau in Person von Ex-Präsident Dmitri Medwedew erneut mit einer Ausweitung des Krieges droht. Obwohl Russland für einen offenen Konflikt mit der Nato kaum gewappnet sein dürfte – das Drohszenario ist gefährlich genug. Niemand sollte einen Atomkrieg riskieren, egal wie gering die Wahrscheinlichkeit dafür ist.
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