Gigi D'Agostino: Hart und langsam

Wer ist der Mann, dessen Hit über die Liebe derzeit von Rechten instrumentalisiert wird?

Eurodance – Gigi D'Agostino: Hart und langsam

Gigi D’Agostino hat das alles nicht gewollt. Nicht die Zahnarztsöhne und -töchter mit den Kaschmirpullis über den Schultern und den Aperol-Spritz-Gläsern in der Hand, die an Pfingsten auf Sylt zu seinem Dance-Hit »L’Amours toujours« »Ausländer raus!« grölten, und auch nicht die Maturanten in Kärnten, die Schützen in Niedersachsen oder die Bierzeltbesucher in Sachsen, die es ihnen begeistert gleichtaten. Seit Mitte der vergangenen Woche das skandalöse Video aus einem Nachtclub in Kampen im Netz veröffentlicht wurde, verbreitete sich der Ohrwurm unter Rechten wie ein Lauffeuer. »Mein Lied handelt von der Liebe«, sagte D’Agostino auf Anfrage des »Spiegels« am Samstag, und trat damit den schmachvollen Aneignungen seines Werks entgegen.

Dass »L’Amours Tojours« gerade auf Platz 1 der iTunes-Charts steht, könnte in dem 56-Jährigen italienischen DJ und Musikproduzenten ein Déjà-Vu ausgelöst haben: Schon 2001 war der Song nämlich, nachdem D‘Agostino ihn aus seinem gleichnamigen Album ausgekoppelt und als Single auf den Markt gebracht hatte, zu einem weltweiten Hit avanciert – und ist seitdem ein Dauerbrenner. D’Agostino hatte allerdings auch schon zuvor von sich reden gemacht, unter anderem als Erfinder des Lento Violento (zu dem auch »L'Amours Tojours« gerechnet wird): ein Musikstil, der dem Hardcore Techno ähnelt, sich jedoch durch ein vergleichsweise stark reduziertes Tempo auszeichnet. Langsam (lento) und trotzdem brachial (violento) also, das Ganze versehen mit verträumten Melodien – das war für D’Agostino, wie er damals verlauten ließ, nicht nur ein musikalisches Genre, sondern ein Lebensstil. Diesem scheint er, auch wenn er in den letzten Jahren gegen eine schwere Krankheit kämpfte, bis heute treu geblieben zu sein: 2020 etwa veröffentliche er mit »Hollywood« wieder einen erfolgreichen Dance-Hit nach bewährtem Muster; für dieses und nächstes Jahr sind Live-Auftritte geplant. Man wünscht ihm keine ungebetenen Gäste.

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