Militarisierte Luftfahrtmesse in Berlin eröffnet

Kanzler Scholz kündigt Bestellung von 20 Eurofightern an

Am Mittwoch hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Internationale Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) auf dem Gelände des Hauptstadtflughafens in Berlin-Schönefeld eröffnet. Auf der Leistungsschau der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie stellen von Mittwoch bis Sonntag rund 600 Aussteller aus 30 Ländern aus, darunter die Ukraine, Israel und das neue Nato-Mitglied Finnland. Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) nahm am Mittwoch am Eröffnungsrundgang teil und lobte die deutsche Wirtschaft für die Entwicklung von CO2-neutralen Antrieben, Drohnentransporten und Flugtaxis. Diese »Pionierrolle« müsse weiter ausgebaut werden. Überlegungen von Flugverboten und Technologiebeschränkungen nannte Wissing »Gift« für den Standort Deutschland.

Kriegstüchtigkeit auch in der Luft

Neben der Zivilluftfahrt ist die ILA aber auch ein wichtiger Motor für Rüstungstechnologien. Das machte eine Ankündigung von Kanzler Scholz deutlich, wonach das Verteidigungsministerium noch in dieser Legislaturperiode 20 weitere Eurofighter-Kampfflugzeuge bestellen will. Diese Zusage hatte das vom Airbus-Konzern geführte Konsortium schon länger erhofft. Sie kommt zu vor vier Jahren bestellten 38 Maschinen hinzu. Die Lieferung für diese Maschinen im Wert von fast 5,5 Milliarden Euro ist zwischen 2025 und 2030 vorgesehen.

Über 150 der auf der ILA vertretenen Firmen liefern derzeit an das Militär. Größter Einzelaussteller ist jedoch die Bundeswehr und bringt dafür Flugzeuge und Simulatoren mit. Auch der Marschflugkörper Taurus und das Flugabwehrsystem IRIS werden ausgestellt. Im »Defence Park« der ILA können Besucher neben dem Eurofighter auch den Tornado-Kampfjet sowie die gängigen Helikopter der Bundeswehr besichtigen.

Einen besonderen Schwerpunkt auf der ILA bilden unbemannte Systeme, wie auch Scholz vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine betonte. Zu den erstmals auf der ILA gezeigten Innovationen gehört etwa ein Multicopter der Bundeswehr für den Verwundetentransport mit dem Namen »Grille«, der rund eine halbe Tonne wiegt und bis zu 135 Nutzlast befördern kann.

Ein wichtiger Aussteller in diesem Bereich ist auch hier Airbus, der unter anderem seine auch von der Luftwaffe bestellte Eurodrohne auf der ILA präsentiert. Der europäische Rüstungskonzern ist auch für das deutsche Kampfdrohnenprogramm verantwortlich und stellt zusammen mit der Luftwaffe die erst kürzlich nach Deutschland überführte erste Heron TP auf der ILA aus.

Erstmals zeigt Airbus mit dem Wingman auch eine neuartige Drohne, die Kampfjets bei Einsätzen begleiten soll. Das noch nicht flugfähige Modell mit 15 Metern Länge ist ein sogenannter Nurflügler und soll Waffen tragen. In Schwärmen kann der Wingman dann von Piloten moderner Kampfflugzeuge gesteuert werden und »riskante Missionsaufgaben übernehmen«, wie Airbus seit einigen Tagen in verschiedenen Mitteilungen erklärt.

46 Milliarden Euro Gesamtumsatz

Nach den Covid-Jahren hat sich die Luft- und Raumfahrtindustrie in Deutschland wieder erholt. 2023 ist das erste Jahr, in dem die Branche die Werte von 2019 wieder erreicht oder sogar übertrifft, meldet der austragende Bundesverband der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI), der auch die ILA austrägt. Der Gesamtumsatz wuchs demnach im Vergleich zum Vorjahr um ein Fünftel auf 46 Milliarden Euro. Davon entfallen rund zehn Milliarden auf den militärischen Bereich.

Insgesamt beschäftigt die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie 115 000 Menschen, davon rund 24 000 für militärische Anwendungen. Zwar bewirkten »Sondereffekte« wie Inflation, Ukraine-Hilfen und das »inzwischen aufgezehrte« Sondervermögen für die Bundeswehr überproportionale Wachstumszahlen. Die meisten Gewinne stammten laut dem BDLI aber aus vermehrten Bestellungen im zivilen Flugzeugbau.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!