Biden ordnet schärfere Asylregeln für Einwanderung aus Mexiko an

Bürgerrechtler kündigen Klage an, Gegenwind kommt auch aus der eigenen Partei

  • Lesedauer: 2 Min.
Wer kein Smartphone besitzt, kann durch das neue Dekret benachteiligt werden.
Wer kein Smartphone besitzt, kann durch das neue Dekret benachteiligt werden.

US-Präsident Joe Biden verschärft mitten im Wahlkampf abermals die Regeln für Migranten, die undokumentiert aus Mexiko in die USA einreisen. Die Maßnahmen, die in der Nacht auf Mittwoch (Ortszeit) mit einem Dekret in Kraft traten, ermöglichen es den Behörden, Asylsuchende teils ohne Bearbeitung ihrer Anträge abzuschieben. »Ich tue, was die Republikaner im Kongress sich weigern zu tun: Ich unternehme die notwendigen Schritte zur Sicherung unserer Grenze«, sagte der Demokrat.

Die neue Regelung gilt, sobald der Durchschnitt irregulärer Grenzübertritte aus Mexiko in einer Woche die Zahl von 2500 pro Tag übersteigt. Sie wird aufgehoben, wenn diese Zahl wieder unter 1500 fällt. US-Medien berichteten unter Berufung auf die Behörden, derzeit seien es über 4000 pro Tag. Seit Beginn des Haushaltsjahrs im Oktober gab es demnach rund 1,5 Millionen »irreguläre Begegnungen« an der Südgrenze – also Fälle, in denen Menschen meist kurzzeitig festgenommen oder direkt abgeschoben wurden. Die Behörden kommen bei der Bearbeitung der Asylanträge kaum hinterher. Zudem fehlen Unterkünfte und andere Ressourcen für die Ankömmlinge. Rechte Kritiker werfen Biden vor, die Kontrolle über den Schutz der Südgrenze verloren zu haben.

Das Dekret des Präsidenten sieht nun vor, dass Asylsuchende strenger überprüft werden und dazu »glaubwürdige Angst« vor Verfolgung oder Folter in der Heimat darlegen müssen. Ihnen wird dann zwar Schutz gewährt, aber nicht unter gewöhnlichen Asylstandards. Wer hingegen regulär vorstellig wird, etwa über eine vor einigen Jahren eingeführte Grenzpolizei-App von außerhalb der USA aus einen Anhörungstermin beantragt, soll eine Chance bekommen – so behauptet es zumindest die Regierung. Wer kein Smartphone besitzt, kann durch das neue Dekret also benachteiligt werden.

Weitere Ausnahmen sollen etwa für unbegleitete Kinder, ernsthaft kranke Menschen und Opfer von Menschenhandel gelten. Alle anderen sollen entweder nach Mexiko oder in die jeweiligen Herkunftsländer zurückgeführt werden. Zuvor war es den meisten Asylsuchenden gemeinhin erlaubt gewesen, sich bis zu einer richterlichen Entscheidung im Land aufzuhalten.

Die Bürgerrechtsorganisation ACLU hat eine Klage gegen das Dekret angekündigt. Kritik erntete Biden auch aus seiner eigenen Partei. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zeigte sich »zutiefst besorgt« und forderte die USA auf, die neuen Regeln, »die das Grundrecht auf Asyl untergraben, zu überdenken«. dpa/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -