Missbrauchsopfer fordern Rücktritt von Ralf Meister

Niedersachsens Landesbischof will im Amt bleiben

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.

Der 62-jährige Landesbischof Ralf Meister ist geistlicher Leiter der weite Teile Niedersachsens umfassenden größten deutschen evangelisch-lutherischen Landeskirche. Sie ist mit 2,3 Millionen Mitgliedern eine von 20 dieser kirchlichen Einheiten in der Bundesrepublik. Meister ist seit 2011 im Amt und ist in Zusammenhang mit sexuellen Übergriffen kirchlicher Mitarbeiter nicht zum ersten Mal mit einer Rücktrittsforderung konfrontiert worden. Schon im März hatte eine in jungen Jahren von einem Diakon missbrauchte Frau aus dem Raum Osnabrück verlangt, Meister möge wegen seiner Zurückhaltung in diesem Fall auf sein Amt verzichten. Der Landesbischof reagierte abweisend. Auch aktuell erklärte er gegenüber dem Evangelischen Pressedienst, dass er einen Rücktritt ablehne.

Wie notwendig ein stärkeres und konsequenteres Handeln der Landeskirchen und ihrer Leitung beim Umgang mit sexuellem Missbrauch und dessen Opfern ist, hat die Studie unterstrichen, die Anfang 2024 veröffentlicht wurde und aufzeigt, welch erschreckend hohe Zahl die Verstrickung evangelischer Geistlicher und anderer Mitarbeiter jener Kirche in das Missbrauchsgeschehen belegt. So wurden seit 1946 über 9000 Kinder und Jugendliche zu Opfern sexualisierter Gewalt durch Geistliche, Diakone und weitere im Klerus tätige Menschen.

Ihre Forderung nach dem Rücktritt des Bischofs unterstreicht eine Initiative von Missbrauchsbetroffenen mit dem Hinweis, oft seien sie von der Landeskirche enttäuscht worden. Oft sei den Angaben der Opfer gar nicht oder nur mit erheblicher Verzögerung nachgegangen und Betroffenen nicht geglaubt worden. Es zeige sich, dass die Landeskirche völlig versagt, was die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt betrifft. Dieses Versagen gefährde auch Kinder und Jugendliche, die aktuelle kirchliche Angebote wahrnehmen. Die einzige verantwortungsvolle Option sei der Rücktritt Ralf Meisters.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Diese Forderung dürfte für die Landeskirche, zu einem sehr unwillkommenen Zeitpunkt kommen: Ihr oberstes Entscheidungsgremium, die 75 Mitglieder umfassende Landessynode, tagt seit Mittwoch im evangelischen Kloster Loccum unweit Hannovers. Auch das Thema Missbrauch wird dort zur Sprache kommen und wohl auch der offene Brief, den 200 Pastoren, Pastorinnen, Diakone und weitere kirchliche Mitarbeiter schon vor der Rücktrittsforderung verfasst hatten. In dem Schreiben rügen die Unterzeichnenden den Umgang der Kirchenleitung mit Missbrauchsfällen und fordern einen grundlegenden Kulturwandel und Selbstkritik ein. Nur so könne die Kirche wieder glaubwürdig werden.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -