- Politik
- Russland
Russische Militärübung vor Kuba
Manöver ist ein Ausdruck der guten Beziehungen zwischen Moskau und Havanna
Sie waren mit Spannung erwartet worden: Vier russische Kriegsschiffe, darunter eine Fregatte und ein atomgetriebenes U-Boot, sind am Mittwochmorgen in den Hafen von Havanna eingefahren, wo sie bis Anfang kommender Woche bleiben werden. Zur Begrüßung wurden 21 Salutschüsse abgefeuert.
Der Besuch der Schiffe sei Ausdruck der »historisch freundschaftlichen Beziehungen« zwischen Russland und Kuba, so das kubanische Außenministerium in einer Erklärung. Havanna betont, dass die Schiffe keine Atomwaffen tragen und ihre Anwesenheit »keine Bedrohung für die Region darstellt«. Nach russischen Angaben haben die Schiffe neue Zirkon-Hyperschallraketen an Bord. Washington reagierte betont gelassen auf die russische Militärpräsenz. Diese sei zwar bemerkenswert, aber nicht besorgniserregend, so US-Beamte.
Demonstration der russischen Stärke
Laut russischem Verteidigungsministerium führte die kleine Flotte auf dem Weg nach Kuba Übungen im Atlantik durch. Es ist nicht das erste Mal, dass Russland Kriegsschiffe in die Karibik schickt, aber der Besuch folgt auf Wladimir Putins Warnung, Moskau könnte darauf reagieren, dass die westlichen Verbündeten der Ukraine erlauben, ihre Waffen für Angriffe auf Ziele in Russland zu nutzen. Eine Demonstration der Stärke Moskaus gewissermaßen, wenn auch vor allem eine symbolische.
Zugleich ist die Entsendung der russischen Schiffe ein Zeichen einer immer stärkeren Hinwendung Kubas zu Russland vor dem Hintergrund der schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise auf der Insel und der verschärften US-Blockade, aber auch einer zunehmenden geopolitischen Blockbildung. So weilt Kubas Außenminister Bruno Rodríguez in diesen Tagen in Moskau, wo er unter anderem an einem Außenministertreffen der Brics-Staaten teilnahm. Rodríguez bekräftigte dabei die Bereitschaft seines Landes, die Beziehungen zu dem Staatenbündnis zu stärken. Rodríguez forderte zudem ein Ende der westlichen Sanktionen gegen Russland.
Kubas Vizepremier Ricardo Cabrisas wiederum nahm Anfang des Monats am Internationalen Wirtschaftsforum Sankt Petersburg teil. Beide Länder haben seit dem russischen Angriff auf die Ukraine zahlreiche Wirtschafts- und Kooperationsvereinbarungen in diversen Sektoren wie Biotechnologie, Pharmazeutika, Transport, Baugewerbe oder erneuerbare Energien getroffen. Cabrisas traf zudem mit Igor Setschin, dem Chef des russischen Ölkonzerns Rosneft, zusammen. Die kubanische Regierung hofft vor allem auf Russlands Hilfe bei Fragen der Lebensmittel- und Energiesicherheit. Moskau hat Kuba zuletzt immer wieder mit Öl- und Weizenlieferungen geholfen.
Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.
Während des Besuchs von Kubas Staatschef Miguel Díaz-Canel in Russland, wo er am 9. Mai in Moskau an der Siegesparade zum Sieg über den Faschismus teilnahm, bekräftigten er und Russlands Präsident Putin bei ihrem Treffen »die Bereitschaft Moskaus und Havannas zum Aufbau und zur Stärkung der Beziehungen in den verschiedensten Bereichen«. Anfang März kündigte Moskau ein Darlehen an Havanna für den Kauf von Weizen, Öl und Düngemitteln in Russland an, während Putin die Änderung der Kreditvereinbarungen mit der Insel genehmigte, die der kubanischen Regierung verbesserte Bedingungen für die Rückzahlung und Umstrukturierung ihrer Schulden in Höhe mehrerer Hundert Millionen US-Dollar einräumt.
Kuba hat hohe Erwartungen an Russland
Im für Kuba so wichtigen Tourismussektor, der nach der Covid-19-Pandemie nur langsam wieder auf die Beine kommt, sind russische Touristen derzeit einer der wenigen Lichtblicke. Seit Ende vergangenen Jahres akzeptiert Kuba als eines von wenigen Ländern Mir-Kreditkarten, die russische Alternative zu Visa und Mastercard. Staatlichen Medienberichten zufolge besuchten in den ersten drei Monaten des Jahres mehr als 66 000 Russen die Insel. Das sind zwar doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres, aber immer noch eine bescheidene Zahl. Den Verlust an europäischen und nordamerikanischen Besuchern werden russische Reisende kaum ausgleichen können.
Überhaupt muss sich erst noch weisen, ob sich die von Kuba in Russland gesetzten Erwartungen und Hoffnungen erfüllen. »Abgesehen von wenig gewinnbringenden Touristen aus der Russischen Föderation, die Kuba besuchen, Spenden von Regierung zu Regierung und der Gewährung von Krediten (die zweifellos bald eine Umschuldung, Abschreibung oder einen Erlass erfordern werden, wie in den vergangenen Jahrzehnten)« hätten bisher weder die russische Regierung noch staatliche oder private russische Unternehmen »nachweislich und nachhaltig profitable Einstiegsmöglichkeiten in Kuba gefunden«, schrieb John S. Kavulich, Präsident des »kubanisch-amerikanischen Wirtschafts- und Handelsrats« in New York Mitte Februar in seinem Blog anlässlich des Kuba-Besuchs von Russlands Außenminister Sergei Lawrow. Der Befund gilt weiterhin.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.