Es reicht lange nicht

Felix Sassmannshausen über Reallohnverluste in Europa

Im vergangenen Jahr wurde europaweit zwar viel gestreikt, doch für einen Ausgleich der Reallohnverluste hat es meist nicht gereicht.
Im vergangenen Jahr wurde europaweit zwar viel gestreikt, doch für einen Ausgleich der Reallohnverluste hat es meist nicht gereicht.

Bei jedem Aufmucken der Beschäftigten, um für Entlastung zu sorgen und etwas mehr Geld im Portemonnaie zu haben, schallt es sofort aus den Chefetagen: »Jetzt reicht es.« Die Institute der Unternehmerverbände warnen vor einer Lohn-Preis-Spirale, und neoliberale Resonanzverstärker malen ein Streik-Horror-Szenario an die Wand. Grotesker Unfug, von dem man sich nicht beirren lassen sollte.

Denn der europäische Tarifbericht zeigt: Auch wenn im vergangenen Jahr eine Rekordzahl an Arbeitskämpfen geführt wurde, sie konnten doch die herben Reallohnverluste der Krisenjahre nicht ausgleichen. Neben Corona-Pandemie und Energiepreisschock infolge des russischen Angriffskrieges hat dazu auch ein Anstieg der Profitmargen von Unternehmen beigetragen. Die Folgen: enorme Preissteigerungen sowie eine erhebliche Umverteilung zulasten der Lohnabhängigen und zugunsten von Kapitaleinkünften.

Nicht nur, dass diese Ungerechtigkeit im Kapitalismus strukturell angelegt ist. Die Zahlen zeigen auch, dass Linke und Gewerkschaften es in den vergangenen Jahren nicht geschafft haben, die nötigen Verteilungskämpfe zu führen, und vor allem auch, sie zu gewinnen. Mut macht zwar der zuletzt eingeschlagene konfliktorientierte Kurs der Gewerkschaften in Europa. Doch da ist noch Luft nach oben, und dazu müssten politische und tarifliche Kämpfe stärker verzahnt werden – auch über Partei- und Ländergrenzen hinweg. Denn die Reallohnverluste für Beschäftigte in Europa zeigen es deutlich: Es reicht lange nicht.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.