- Kommentare
- Rüstungswettlauf
Der alte Wahnsinn von vorn
Gegen erneute Hochrüstung hilft nur eine starke Friedensbewegung, meint Wolfgang Hübner
Es gab eine Zeit Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre, als die Welt hoffen durfte. Ost und West waren aufeinander zugegangen, inspiriert von Michail Gorbatschow, um die absurd aufgeblähten Waffenarsenale zu reduzieren. Das scheint eine Ewigkeit her zu sein. Inzwischen sind fast alle Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge im Mülleimer gelandet, unter aktiver Beteiligung der USA und Russlands. Und nun soll der alte Wahnsinn von vorne losgehen …
Mit den Plänen, in Deutschland Raketen zu stationieren, die bis nach Russland fliegen können, und Waffenlieferungen sowie weitere Kriegshilfen für die Ukraine in Deutschland zu koordinieren, schieben USA und Nato die Bundesrepublik näher an den Krieg heran. Mit Zustimmung der Bundesregierung. Es ist nicht weniger als eine neue, erschreckende Runde der Hochrüstung. Und dem Bundesverteidigungsminister genügt das nicht: Er will Raketen auch für die Bundeswehr und noch viel mehr Geld und kanzelt alle ab, die ihm nicht folgen.
Wir erleben eine gefährliche Eskalation, die, je länger sie sich hochschaukelt, umso schwerer zu durchbrechen sein wird. Zumal auch schon nach neuen Atomraketen gerufen wurde. Als hätte die Menschheit aus Jahrzehnten des Kalten Krieges und diversen heißen Kriegen nichts gelernt. Wer wäre der Gorbatschow unserer Zeit, der den ersten Schritt macht, um die Waffenkammern wieder auszuräumen, statt sie vollzustopfen? Weil man sich auf eine solche Vernunft im Weißen Haus oder im Kreml nicht verlassen kann, ist eine neue starke Friedensbewegung dringend nötig, die sich mit allen Konflikt- und Kriegsparteien anlegt. Wie man hört, wird für den 3. Oktober eine große Friedensdemo vorbereitet. Es könnte ein Anfang sein.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.