Der Letzten Generation zuhören

Anton Benz über die Reaktionen auf die Flughafenblockaden der Letzten Generation

Das Aktionsrepertoire der Letzten Generation umfasst weit mehr als Straßenblockaden.
Das Aktionsrepertoire der Letzten Generation umfasst weit mehr als Straßenblockaden.

Ich musste an den Psychologen Daniel Kahneman denken, als ich das Echo auf die erneuten Proteste der Letzten Generation am Flughafen Köln/Bonn verfolgte. Dem im März verstorbenen Nobelpreisträger zufolge gibt es zwei Arten des Denkens: das instinktive, schnelle »System 1« und das langsamere, dafür aber vernünftigere »System 2«. Die reflexhaften Poltereien à la »Ihr versaut den armen Menschen ihren Sommerurlaub!« oder »Wir müssen endlich härter gegen diese Klimakleber durchgreifen!« sind Paradebeispiele dafür, dass Menschen sich oft von ihrem »System 1« treiben lassen.

Was wohl das zweite Denksystem dazu sagen würde? Etwa, dass die Blockade einer Rollbahn nicht gleichzusetzen ist mit dem Festkleben auf einer Autostraße? Dass betroffene Fluggäste ein Recht auf Ersatz in Anspruch nehmen können und in den meisten Fällen keineswegs der Urlaub versaut, sondern der Flug verspätet ist? Vielleicht würde das »System 2« obendrein zu dem Schluss kommen, dass die rechtliche Gängelung friedlichen Protests alles andere als gesund ist für eine Demokratie.

Mit dem »System 2« könnte man gar über Inhalte sprechen. Die Forderungen der Letzten Generation sind nämlich keine emotionalen Schnellschüsse, sondern wohlüberlegt und vernünftig: Ein bindendes internationales Abkommen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen wäre ein mächtiges Instrument gegen die globale Erwärmung. Wohl deshalb unterstützen neben zahlreichen Ländern des Globalen Südens auch 101 Nobelpreisträger*innen die Forderung. Kahneman gehörte nicht dazu. Er war »zutiefst pessimistisch« was den Klimawandel angeht: Für eine solch abstrakte Gefahr würden Menschen zu sehr an ihrem »System 1« kleben.

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