Palast der Republik: Dem Ziel ein Stück näher

Eine Berliner Initiative begrüßt die neue Palast-Ausstellung im Humboldt-Forum – und sieht zugleich Verbesserungspotenzial

Die Entscheidung, den Palast der Republik abzureißen, ist bis heute umstritten.
Die Entscheidung, den Palast der Republik abzureißen, ist bis heute umstritten.

Von falscher Bescheidenheit kann bei Rudolf Denner keine Rede sein. »Wir zeigen hier Dinge, die sie im Humboldt-Forum nicht zeigen«, sagt der Sprecher des Freundeskreises Palast der Republik zu »nd«, während er durch die neue Ausstellung seiner Initiative im Bezirk Mitte führt. »Der Palast lebt – trotz alledem!« lautet die Losung, unter der Denners Freundeskreis die 33. Ausgabe seiner Wanderausstellung rund um das 2008 abgerissene DDR-Kulturgut präsentiert.

Nach einem erneuten Umzug hat der Freundeskreis Unterschlupf in den Räumlichkeiten des Senioren Computer Clubs gefunden – rund acht Minuten vom Humboldt-Forum und dessen Jahresschwerpunkt zum Palast der Republik entfernt. Auf den Bildschirmen, an denen sich normalerweise Pensionierte in den Weiten des Internets vergnügen, laufen Foto-Slideshows in Dauerschleife. Zu sehen sind Kunstinstallationen aus den Zeiten der Zwischennutzung, Aufnahmen von den Protesten gegen den Abriss oder auch Bilder vom Festival »Rock für den Frieden«, das zwischen 1982 und 1987 jährlich im Palast der Republik stattfand. An den Wänden hängen Info-Tafeln, die für den nötigen Kontext sorgen sollen.

»Was die Informationsdichte betrifft, haben wir hier auf relativ kleinem Raum mehrere Aussagen untergebracht«, sagt Denner. Dem Freundeskreis sei wichtig, den Palast der Republik nicht nur als Sitz der Volkskammer zu beleuchten, sondern auch als Volkspalast, als Ort für Kultur und zwischenmenschlichen Austausch. Zudem geht es Denner darum, die Debatte um den Abriss des Prunkbaus kritisch zu beleuchten. Den Schritt hatten Verantwortliche einst mit dem Fund von Asbest begründet. »Es gibt einige Hinweise, die an dem Asbestargument stark zweifeln lassen«, sagt Denner. »Für Transparenz wird bis heute aber nicht gesorgt.« Die Einsicht in entsprechende Akten sei nach wie vor nicht möglich.

Bei der Sonderausstellung im Berliner Stadtschloss, das heute den Platz des Palasts einnimmt, vermisst der Freundeskreis-Sprecher nach wie vor eine angemessene Auseinandersetzung mit der Abrissgeschichte und den Protesten, die sie begleiteten. Zudem fordert er die Restaurierung und Ausstellung der Gläsernen Blume, die einst das Foyer im Palast der Republik zierte. Ganz generell, ergänzt Denner, fehle es ihm im Stadtschloss an der »Palastatmosphäre« von damals.

Und doch ist das Fazit zur Ausstellung im Humboldt-Forum, bei aller Trauer um den alten Palast, ein positives: »Wir als Freundeskreis wollen dafür sorgen, dass im Humboldt-Forum eine ordentliche Erinnerungsarbeit gemacht wird«, sagt Denner. »Seitdem die Ausstellung eröffnet hat, haben wir das Gefühl, diesem Ziel ein Stück näher gekommen zu sein.« Für das Großprojekt, in dem mehrere Jahre Arbeit stecken, hat sich das Humboldt-Forum auch an den Freundeskreis Palast der Republik gewandt. Der wiederum kommunizierte seine Vorstellungen davon, wie im neuen Berliner Stadtschloss an den Palast erinnert werden sollte.

»Viele unserer Besucher sagen, dass sie in die Ausstellung ins Humboldt-Forum nicht gehen wollen. Als ich gefragt habe, warum, kamen die üblichen Sprüche«, berichtet Denner. »Ich finde, man sollte sich das erst einmal angucken, bevor man urteilt.« Die Freundeskreis-Ausstellung selbst steht in enger Beziehung zum Jahresschwerpunkt, nimmt eine Art Beobachter-Funktion ein. Einträge ins Gästebuch und sonstige Reaktionen auf das Angebot im Stadtschloss verfolgen und dokumentieren Denner und Co. aufmerksam.

Mit den Mitteln, die dem Humboldt-Forum zur Verfügung stehen, kann der Freundeskreis selbstverständlich nicht mithalten. An Einsatzbereitschaft mangelt es dafür nicht. Denner und sein Team stehen für Erläuterungen bereit, wollen mit den Besucherinnen und Besuchern ins Gespräch kommen. Wer will, kann sich das Gesamtprojekt gegen eine Spende auf den eigenen Datenträger laden. Gratis bleibt hingegen der Eintritt zur Ausstellung des Freundeskreises – so wie einst der Eintritt zum Palast selbst.

33. Wanderausstellung »Der Palast lebt – trotz alledem!«. Montag, Dienstag, Donnerstag von 10 bis 12 Uhr, Mittwoch von 10 bis 18 Uhr. Senioren Computer Club Berlin-Mitte, Fischerinsel 10.

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