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Vogelgrippe: Wie gut sind wir darauf vorbereitet?
Virologen sehen das Vogelgrippevirus H5N1 als potenziellen Pandemie-Kandidaten
Angesichts der zurückliegenden Corona-Pandemie ist die öffentliche Aufmerkamkeit für das derzeit kursierende Vogelgrippevirus H5N1 natürlich besonders groß. Virologen sehen in diesem Virus zwar auch einen potenziellen Pandemie-Kandidaten, doch sagen sie unisono, dass man im Falle eines Ausbruchs der Vogelgrippe bei Menschen in Deutschland deutlich besser vorbereitet wären als bei Corona.
Virologe Leif Erik Sander: »Kein Grund zur Sorge«
Das Virus H5N1 befällt seit Jahrzehnten verstärkt Vögel – zunächst in Asien, inzwischen nahezu weltweit. Auch Säugetiere erkrankten daran. Seit einigen Jahren breitet sich eine besondere Gruppe von H5N1-Viren aus, die sogenannte Klade 2.3.4.4b, mit der sich in den USA zahlreiche Rinder angesteckt haben. Rinder mit H5N1-Infektion gab es bislang nicht. Doch inzwischen haben sich auch Menschen bei Rindern angesteckt. Aus Sicht des Infektiologen Leif Erik Sander von der Berliner Charité bestehe aber kein Grund zur Sorge.
Bisher sind H5N1-infizierte Rinder nur in den USA registriert worden und die Infektion bei den infizierten Menschen sei recht milde verlaufen. In Deutschland wurde der Erreger weder in Kühen noch in Milch nachgewiesen. Trotzdem hält Sander den Befall von Rindern für durchaus besorgniserregend, weil sich das Virus in einer großen Population von Säugetieren vermehre, die vom Menschen genutzt würden. Von daher sei Sanders größte Sorge, dass sich das Virus weiter anpasse und von Mensch zu Mensch übertragen werden könne.
Hinsichtlich der Impfstoff-Situation verweist Sander darauf, dass es eine ganz andere sei als bei Corona, wo ein Prototyp erst hergestellt werden musste. Das Vogelgrippe-Virus H5N1 ist wie die saisonale Grippe ein Influenza-A-Virus. Inzwischen sind in der EU mehrere H5N1-Impfstoffe zugelassen. Darüber hinaus sicherte sich die EU 665 000 Impfdosen des Herstellers CSL Seqirus gegen die Übertragung der Vogelgrippe von Tieren auf Menschen. Deutschland beteiligte sich bislang nicht daran.
Im Falle einer Pandemie stehen Impfstoffe rasch zur Verfügung
Für Sander stehe außer Frage, dass im Falle einer Vogelgrippe-Pandemie Impfstoffe für Menschen in Deutschland rasch zur Verfügung stünden. »Wir haben Impfstoffe, die zugelassen sind und die in dem Moment, in dem ein Virus eine Pandemie auslöst, sehr schnell angepasst werden können.« Dafür müssten natürlich Produktionskapazitäten entsprechend hochgefahren und die neue Klade von H5N1-Viren angepasst werden, was schnell erfolgen könne.
Nach Angaben des Verbandes der Arzneimittelhersteller entwickelt derzeit eine Reihe von Unternehmen neuartige Grippeimpfstoffe auf mRNA-Basis. Dazu zählen der US-Konzern Moderna und das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac in Zusammenarbeit mit dem Biopharma-Unternehmen GSK. »Momentan gibt es noch keine Veranlassung, Menschen aktiv zu impfen«, betont Sander. Es gehe auch nicht darum, die Sorge zu verbreiten, dass eine Pandemie unmittelbar bevorstehe, »aber man sollte alles machen, um vorbereitet zu sein«, betont der Virologe Sander.
Das menschliche Immunsystem würde bei einem Kontakt mit dem Virus dank früherer Infektionen und Impfungen gegen andere Grippeformen nicht bei Null anfangen, ergänzt Sander. Allerdings verweist Sander auch darauf, dass eine Infektion mit saisonalen Grippeviren nur einen begrenzten Schutz gegen die neuen Grippestämme bietet, die sich genetisch von ihnen unterscheiden. Im Falle einer H5N1-Pandemie könnten somit ältere Menschen möglicherweise besser geschützt sein als jüngere, weil sie in ihrer Kindheit mit ähnlichen Grippestämmen in Kontakt kamen. dpa/nd
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