Traum und Rauch

Der Filmemacher David Lynch ist schwer erkrankt – und wird weiter arbeiten

Die Zigarette durfte nicht fehlen: Szene aus dem Dokumentarfilm »David Lynch: The Art of Life«
Die Zigarette durfte nicht fehlen: Szene aus dem Dokumentarfilm »David Lynch: The Art of Life«

David Lynch, so viel ist klar, ist Hollywoods Held für Freudianer aller Schulen. Sein verrätseltes Filmwerk, das Traummotive ein ums andere Mal auf die Kinoleinwand bannt, kehrt das Unbewusste an die Oberfläche – und lässt dem Analytiker im Zuschauer großen Raum für versponnene Deutungen.

»Blue Velvet«, »Der Elephantenmensch«, »Mulholland Drive« und – zuletzt – »Inland Empire« heißen einige der gefeierten Kinohits dieses Filmemachers, der seine ersten Schritte als bildender Künstler gemacht und unter anderem bei Oskar Kokoschka gelernt hat. Seit seinem filmischen Durchbruch mit »Eraserhead« (1977) ist er eine lebende Legende, obwohl (oder weil?) seitdem nur neun Spielfilme folgten.

Nun gab der 78-Jährige bekannt, dass er an einem Lungenemphysem erkrankt sei. Mehr als ein halbes Jahrhundert obsessiven Tabakkonsums fordert seinen Tribut. Das menschliche Leben mitsamt dem immerwährenden Streben nach Glück, so wusste Freud, bewältigt sich leichter mit derlei Ersatzbefriedungen. Gift gegen das Leiden am unerreichbaren Glück. Er habe das Rauchen sehr genossen, so Lynch. Der geschwächte Künstler kann kaum mehr das Haus verlassen, weiter arbeiten will er trotzdem. Eine gute Nachricht für all jene, die die Hoffnung auf eine vierte Staffel der meisterhaften Serie »Twin Peaks« noch nicht aufgegeben haben.

Als Doktor Freud, so will es eine alte Anekdote, von einem Studenten – ob ihrer phallischen Form – nach den Zigarren gefragt wurde, die er ständig paffte, soll er geantwortet haben: »Manchmal ist eine Zigarre nur eine Zigarre.« Für David Lynch, so ist anzunehmen, war jede Zigarette etwas mehr als eine Zigarette.

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