- Politik
- Kriegskritik
Mit Plakaten gegen Putins Krieg
Aktivisten kritisieren Unilever als Kriegsprofiteur
»Defund Putins War« steht über dem Kopf des russischen Präsidenten. Damit wurden an 30 Stellen in Berlin Plakate des Unilever-Konzerns verändert, die eigentlich für Eis und ein Duschgel werben sollten. Die Antimilitaristische Aktion Berlin (Amab) wollte mit ihrer neuesten Adbusting-Aktion darauf aufmerksam machen, dass Unilever weiter seine Produkte in Russland vertreibt.
Auf die Frage, warum sie mit Unilever einen Konzern für ihre Adbusting-Aktion ausgewählt haben, der mit Nahrungsmitteln und Kosmetika und nicht mit Militär- und Rüstungsprodukten Gewinne macht, antwortet Amab-Sprecher Jan Hansen: »Unilever finanziert den russischen Angriffskrieg durch die Steuergelder. Deswegen treten wir als antimilitaristische Gruppe für einen Wirtschaftsboykott Russlands als Alternative zu Waffenlieferungen ein.«
Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.
Mit anderen Teilen der Friedensbewegung eint Hansen die Kritik an der Aufrüstung in Deutschland. Kritisch sieht er, dass in großen Teilen der Friedensbewegung keine Alternative dazu genannt wird. Schon im März 2022, wenige Wochen nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine protestierte die Amab vor der damals noch offenen Berliner Filiale des russischen Gaskonzerns Gazprom und forderte deren Schließung.
Ein Markenkern der Aktivitäten von Amab ist das satirische Verändern von Werbeplakaten, Adbusting genannt. Vor wenigen Wochen haben die Antimilitarist*innen mit Unterstützer*innen aus Finnland mit einer Plakatserie für die Aufnahme von Kriegs- und Militärdienstverweiger*innen aus Russland und Belarus in der EU geworben. Auch hier betont der Amab-Sprecher die Alternative zu Aufrüstung und Waffenlieferungen. »Asyl für Kriegsdienstverweiger*innen aus Russland und Belarus ist eine smarte Methode, um Putin das Führen seines Krieges in der Ukraine zu erschweren!«
Immer wieder rücken die Antimilitarist*innen auch die Bundeswehr in den Fokus ihrer Kritik. Dafür wählten sie zum Teil spektakuläre Orte. So entrollten Amab-Aktivist*innen gemeinsam mit antimilitaristischen Mitstreiter*innen aus Bayern zum diesjährigen Tag der Bundeswehr am 6. Juni ein Transparent auf dem Gipfel der Zugspitze, auf dem die Parole stand: »Retten statt Rüsten – 100 Milliarden für Seenotrettung und Klimaschutz«.
Die ungewöhnliche Ortswahl war durchaus doppeldeutig zu verstehen. »In Mittenwald wollte die Bundeswehr sich selbst feiern. Zusätzlich zum Tag der Bundeswehr sollte dort eine Reservistenmeisterschaft stattfinden. Da wollten wir stören: Mit einer Aktion am Gletscher auf der Zugspitze." Dort haben die Antimilitarist*innen gegen Aufrüstung und für mehr Klimaschutz und Seenotrettung protestiert. Doch natürlich ist den Antimilitarist*innen auch die Doppeldeutigkeit des Begriffs Zugspitze nicht entgangen. Wird doch nicht nur ein Berg in den Alpen so genannt, sondern auch die Spitze einer militärischen Einheit.
Mit Ironie und Satire arbeiten auch viele der Antimilitarist*innen, die in der letzten Zeit immer wieder Bundeswehrplakate im öffentlichen Raum veränderten. Da stehen dann plötzlich Sätze wie: »Jeder Tote ist ein kleiner Schritt zum Weltfrieden« oder: »Wir suchen keine Götter in Weiß – wir suchen Mörder in Grün.« Für dieses Adbusting sei nicht die Amab verantwortlich, aber es kann gut sein, dass Aktivist*innen durch unsere Arbeit motiviert wurden, vermutet Jan Hansen. »Es gibt eben Bedarf an einem Antimilitarismus mit Witz und Humor.«
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.