Seeschlachtsimulation vor Honolulu

Die deutsche Marine war erstmals mit zwei Schiffen an der US-geführten Marine-Übung Rimpac beteiligt

Minister Boris Pistorius am 31. Juli beim Truppenbesuch nahe Hawaii, hier auf der deutschen Fregatte »Baden-Württemberg« neben einem ferngesteuerten Maschinengewehr. Die deutsche Marine beteiligte sich dort mit zwei Schiffen an der US-geführten Militärübung Rim of the Pacific
Minister Boris Pistorius am 31. Juli beim Truppenbesuch nahe Hawaii, hier auf der deutschen Fregatte »Baden-Württemberg« neben einem ferngesteuerten Maschinengewehr. Die deutsche Marine beteiligte sich dort mit zwei Schiffen an der US-geführten Militärübung Rim of the Pacific

Sowohl die deutsche Marine als auch die Luftwaffe der Bundeswehr waren bis zu deren Ende am 2. August eine gute Woche an der US-geführten Militärübung »Rimpac« beteiligt. Rimpac steht für »Rim of the Pacific« (Rand des Pazifik) und wird als »weltgrößtes Seemanöver« gelabelt. Die Übung findet alle zwei Jahre nahe der zu den USA gehörenden Inselkette Hawaii statt und hat wie viele andere internationale Übungen eine neue Rekord-Dimension erreicht.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatte die Besatzungen der beiden an Rimpac beteiligten deutschen Schiffe während seiner Weltreise besucht, die er am 5. August mit einer Visite auf den Philippinen beendete. Sowohl die deutsche Präsenz bei der Marineübung als auch das gewaltige Luftwaffenmanöver Pacific Skies unter deutscher Führung erklärt der SPD-Mann mit der gewachsenen Verantwortung Deutschlands für den Schutz der »regelbasierten Ordnung« in der geopolitisch wichtigen Indopazifik-Region. Stabilität und Sicherheit in diesem Teil der Welt und in Europa seien eng verbunden, sagte er bei einem Besuch der Gedenkstätte des US-Marinestützpunktes Pearl Harbor auf Hawaii.

Die Bundeswehr war bei Rimpac erstmals dabei – mit der Fregatte »Baden-Württemberg« und dem Einsatzgruppenversorger »Frankfurt am Main«. Insgesamt waren an dem Manöver 29 Nationen, 25 000 Soldaten und 42 »seegehende Einheiten«, darunter ein Flugzeugträger, drei U-Boote, sieben Versorgungsschiffe – und 200 Militärflugzeuge beteiligt.

Bei dem Manöver stellten die beteiligten Soldaten die Streitmacht des friedlichen »Griffon« dar, die einen Aggressor namens »Orion« abwehren sollte. Dieser attackierte in dem Szenario den zivilen Schiffsverkehr, missachtete UN-Sicherheitsresolutionen und überfiel dann »Griffon«. Höhepunkt der Übung war eine zwölfstündige Simulation eines Seegefechts. Dabei durften auch die Bundeswehrangehörigen zwei alte US-Schiffe beschießen, die als Ziele platziert worden waren und die in der Folge sanken.

In früheren Jahren waren auch China und Russland Teilnehmer der Übung, die erstmals 1971 organisiert wurde. China wird wegen vehementer und mit militärischen Drohgebärden deutlich gemachter Gebietsansprüche insbesondere im südchinesischen Meer von vielen Pazifik-Anrainern zunehmend als Bedrohung empfunden. Russland ist aufgrund seines andauernden Krieges gegen die Ukraine ohnehin von gemeinsamen Aktivitäten mit westlichen Staaten ausgeschlossen. Pistorius erklärte, China mache seine Interessen im Indopazifik in einer Weise geltend, die »insgesamt für Unruhe sorgt in der Region, für Verunsicherung«.

Von Deutschland werde Unterstützung auch in weiter entfernten Regionen erwartet, meint der Wehrminister. »Wir sind die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und als solche haben wir mit vielen anderen zusammen eine Verantwortung«, betonte er. Es gehe »nicht gegen irgendjemanden, sondern schlicht und ergreifend darum, deutlich zu machen: Wir sind da. Wir wissen um den Wert der Freiheit der Meere, der Freiheit der Navigation und der internationalen regelbasierten Ordnung«.

Die deutsche Luftwaffe demonstrierte derweil ihre Fähigkeiten beim Flug nach Hawaii, der Teil der von der Bundeswehr geführten Manöverserie »Pacific Skies« war und auf diese Weise beide Ereignisse miteinander verband. Zum Auftakt der Marineübung stellte sie nach eigenen Angaben einen neuen Streckenrekord mit dem Eurofighter auf. Einem Sprecher zufolge wurden von Japan nach Hawaii etwa 8600 Kilometer in 10,31 Stunden zurückgelegt. Es habe fünf Tankvorgänge in der Luft gegeben. Kampfjets sind eigentlich nicht für Langstrecken gebaut.

Die Heimkehr der Fregatte »Baden-Württemberg« könnte derweil als bewusste Provokation der chinesischen Regierung angelegt werden. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk ließ Minister Pistorius offen, ob sie durch die Straße von Taiwan oder über eine andere Route gesteuert wird. Die 180 Kilometer breite Meerenge zwischen chinesischem Festland und der Insel Taiwan, die offiziell zu China gehört, gilt den meisten Staaten als internationales Gewässer. China betrachtet sie aber als sein Hoheitsgebiet. Immer wieder passieren US-amerikanische, französische und britische Kriegsschiffe demonstrativ die Wasserstraße, die zu den von der zivilen Schifffahrt meistgenutzten gehört.

Pistorius sagte, er glaube nicht, dass die chinesische Führung zu verärgern »eine Kategorie sein müsste, über die ich mich sorgen müsste«. Über die Route der Fregatte werde rechtzeitig »nach Abwägung aller Kriterien« entschieden. Die deutsche Fregatte »Bayern« hatte auf ihrer »Präsenz- und Ausbildungsfahrt« in den Indopazifik 2021/2022 noch auf die Passage der Taiwan- alias Formosastraße verzichtet.

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