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Ines Schwerdtner und Jan van Aken: »Mehr Zuversicht wagen!«

Ines Schwerdtner und Jan van Aken wollen für Linke-Vorsitz kandidieren

Die ersten Bewerber*innen für die freien Posten haben sich gefunden.
Die ersten Bewerber*innen für die freien Posten haben sich gefunden.

Auf Facebook hat Jan van Aken am Dienstagmorgen bekannt gegeben, worüber sowieso schon spekuliert worden war: Der ehemalige Bundestagsabgeordnete möchte Vorsitzender der Linken werden. Ihm liege die Partei »total am Herzen«, sagt van Aken dem »nd«, deshalb habe er sich entschieden zu kandidieren. In Zeiten des sich verschärfenden Rechtsrucks in Deutschland sei eine starke Linke notwendig.

In seinem Bewerbungsschreiben betont der Hamburger, dass die Partei wieder »mitreißen« können müsse. Dies gehe nur, wenn man mit »großer Einigkeit und Klarheit« auftrete und einen gemeinsamen Plan verfolge. Janine Wissler und Martin Schirdewan hätten dafür den Boden bereitet. Nun müsse man Fehler aufarbeiten, Gutes bewahren und inhaltliche Schlüsselfragen klären. Sein Credo für die Zukunft: »Mehr Zuversicht wagen!« Als besondere Qualifikationen zählt Jan van Aken seine Zeit bei Greenpeace und den Vereinten Nationen auf. Bei der NGO habe er Kampagnenarbeit gelernt, bei der UN Diplomatie.

Steht es wirklich so schlimm um Die Linke, dass sie einen Diplomaten als Vorsitzenden braucht? Jan van Aken verneint. Der Vorsitz sei gerade sicher »kein Traumjob«, und er habe das Amt auch nicht angestrebt. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete hat ein Buch geschrieben. »Worte statt Waffen« heißt es und erscheint erst Ende August. »Mein Thema ist, wie ein Pazifismus auf der Höhe der Zeit aussehen kann.« Damit meint van Aken Positionen, mit denen man sich nicht zum nützlichen Idioten für Russland macht, aber auch nicht einer Aufrüstung das Wort redet. Dafür, so erzählt van Aken, habe er bei Diskussionen in ganz Deutschland viel Zustimmung bekommen. Jan van Aken ist sich sicher: »Ich habe das Feuer, mit dem Thema für eine größere Sichtbarkeit der Linken zu kämpfen.«

Jan van Aken ist nicht der Einzige, der am Dienstagvormittag seinen Hut in den Ring geworfen hat. Auch die Publizistin Ines Schwerdtner erklärte, dass sie für den Parteivorsitz kandidiert. Schwerdtner zeigt seit knapp einem Jahr Ambitionen für eine Karriere in der Linken. Bei der Wahl für Platz 5 der Liste zur Europawahl setzte sie sich gegen mehrere Mitbewerberinnen durch. Für ihren Einzug in das Europaparlament reichte das Wahlergebnis der Linken dann aber nicht.

»Jetzt gilt es, Fehler aufzuarbeiten und Gutes zu bewahren, inhaltliche Schlüsselfragen zu klären – und vor allem: Mehr Zuversicht wagen!«

Jan van Aken

Schwerdtner sagt, dass sie »mit großem Respekt« an die Kandidatur gehe. Optimistisch stimmen sie die Menschen, die sie in Stadt- und Kreisverbänden kennengelernt hat. »In dieser Partei steckt eine unglaubliche Kraft. Wir müssen sie nur wieder zu nutzen wissen.« Es gehe darum, Die Linke als Alternative zur »Verwaltung des Elends namens Kapitalismus« stark zu machen. Die Partei müsse denen eine Stimme geben, die von der »großen Politik« nicht gehört werden.

Innerhalb der Linken will Schwerdtner »eine neue politische Kultur« etablieren. Nachdem die Kräfte, mit denen eine »konstruktive Zusammenarbeit nicht möglich« gewesen sei, die Partei größtenteils verlassen haben, sei nun die Gelegenheit, einen Umgang zu entwickeln, der »von gegenseitigem Vertrauen und einem Fokus auf die gemeinsamen politischen Ziele geprägt ist«. Inhaltliche Debatten müsse Die Linke nicht scheuen. »Sie machen uns besser, sie machen uns attraktiver, und sie machen uns vor allem klüger, um die Herausforderungen, denen sich das Land gegenübersieht, mit Tatkraft anzupacken«, schreibt Schwerdtner.

Ist es Zufall, dass Jan van Aken und Ines Schwerdtner ihre Kandidaturen fast gleichzeitig am Dienstagvormittag veröffentlichten? Wollen die beiden als Spitzenduo antreten? Jan van Aken lacht, sagt, dass er mit Ines Schwerdtner in Kontakt stehe. »Wir verstehen uns gut.« Als Tandemkandidatur will er ihre Bewerbungen aber nicht verstanden wissen. »Im Moment treten wir jede*r für sich an.«

Ähnlich formuliert es Ines Schwerdtner. Sie freue sich über die Kandidatur von Jan van Aken, sagt sie dem »nd«, aber es sei ein offener Prozess, in dem jederzeit Bewerber*innen hinzukommen können. Und eine Doppelspitze mit Jan van Aken? Schwerdtner sagt: »Ich glaube, wir würden uns gut ergänzen.«

Ob auf Schwerdtner und van Aken noch weitere Bewerbungen folgen, ist offen. Zumindest gibt es weitere Namen, die immer wieder gehandelt werden. So werden auch der Bundestagsabgeordneten Clara Bünger Ambitionen auf den Parteivorsitz nachgesagt. Anfang des Jahres war sie bei der Wahl zur Führung der Bundestagsgruppe unterlegen. Über eine Kandidatur für den Linke-Parteivorsitz würde Benjamin-Immanuel Hoff »ernsthaft nachdenken, wenn ich aus der Partei gefragt werde«, sagte er gegenüber »nd«. Zunächst mache er jedoch bis zum 1. September in Thüringen Wahlkampf.

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