- Kommentare
- Flughafenproteste
Letzte Generation: Vom Kurs abgekommen
Anton Benz über das mögliche Gespräch zwischen der Letzten Generation und Flughafenlobby
Möglicherweise soll es den Strategiewechsel der Letzten Generation untermauern: das sich anbahnende Gespräch zwischen der Klimagruppe und dem Flughafenverband ADV. So manche Zweifel kamen daran auf, nachdem sich die Gruppe wieder auf Rollbahnen geklebt hat – entgegen ihrer Ankündigung, mit dem Kleben aufzuhören. Doch sei’s drum, im Kern geht es der Gruppe mit der Neuausrichtung darum, anschlussfähiger zu werden. Und da passt ein Gesprächstermin mit der Flughafenlobby eben gut in den Kram: Man setzt sich nicht nur aufs Rollfeld, sondern im Anschluss an einen Tisch und diskutiert – das wirkt doch vernünftig.
Allerdings: Mit solchen Bemühungen droht die Letzte Generation, von ihrem Kurs abzukommen. Denn die Aktionen finden zwar an Flughäfen statt, doch die Flugindustrie ist nicht der Adressat der internationalen Kampagne »Oil Kills«, in deren Rahmen die Flughafenproteste stattfinden. Flughäfen sind die Orte des Protests – und als solche besser gewählt als Autostraßen, weil sie noch mehr für den fossilen Wahnsinn stehen, in dem wir leben. Die Forderung der Kampagne jedoch richtet sich an die Regierungen der betroffenen Länder: Diese sollen einem rechtlich bindenden, internationalen Abkommen zum Ausstieg aus Öl, Kohle und Gas beitreten. Wenn, dann sollte sich die Letzte Generation also um ein Gespräch mit dem Bundeskanzler bemühen. Dieser wird sich jedoch auch nach einem Strategiewechsel nicht von seinem ganz eigenen Kurs abbringen lassen: Er spricht in Bezug auf die Letzte Generation weiterhin nur von Bekloppten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.