Kairo-Gipfel unter Beschuss

Martin Ling über die Verhandlungen zum Gaza-Krieg

Bisher erfolglos am Vermitteln im Gaza-Krieg: US-Außenminister Antony Blinken (4.v.l) trifft sich zu Gesprächen zum Nahost-Konflikt mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi (M).
Bisher erfolglos am Vermitteln im Gaza-Krieg: US-Außenminister Antony Blinken (4.v.l) trifft sich zu Gesprächen zum Nahost-Konflikt mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi (M).

Die Botschaft war in Kairo nicht zu überhören. Die Hisbollah-Miliz im Libanon hat den ersten Teil ihres Vergeltungsangriffs für die Tötung des ranghohen Militärkommandeurs Fuad Schukr in Beirut vorerst beendet. Israel war vorbereitet und der Schaden der angeblich rund 300 aus dem Süden Libanons abgefeuerten Raketen hielt sich in Grenzen. Doch ein Grund zur Entwarnung ist das beileibe nicht, sondern eine letzte Warnung an die in Kairo verhandelnden Parteien, den Gaza-Krieg beizulegen. Die USA, Ägypten und Katar wollten am Sonntag bei einem neuen Spitzentreffen ihrer Delegationen in Kairo versuchen, eine Einigung über eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln in der Gewalt der Hamas zu erreichen. Darüber wird seit Monaten verhandelt, vor Wochenfrist in Doha, die Fortschritte halten sich in Grenzen.

Die drei Vermittlerstaaten haben die Hoffnung, dass sie mit einer Einigung eine Eskalation des Konflikts mit der Hisbollah und dem Iran verhindern können. Bis zum Sonntagmorgen konnten mit den Verhandlungen Vergeltungsschläge wegen der Tötung von Fuad Schukr und des Hamas-Chefs Ismail Hanijeh mitten in Teheran verhindert werden. Der Iran hält noch still, doch die Hisbollah, die sich mit Israels Armee seit dem 7. Oktober regelmäßig Scharmützel liefert, hat ihre Bereitschaft zur Eskalation am Sonntag gezeigt. Israel bekundet ohnehin, für einen Zweifrontenkrieg Gaza und Libanon gewappnet zu sein.

Viel war vorab von »finalen« Verhandlungen in Kairo die Rede. Die Hisbollah hat dafür nun den Startschuss gegeben. So groß international der Druck auf eine Beilegung des Schlachtens in Gaza auch sein mag, weder Hamas-Chef Jahia Sinwar noch Israels Premier Benjamin Netanjahu scheinen bisher zu einem Kompromiss bereit. Für die Menschen in Gaza und dem ganzen Nahen Osten ist das eine schlechte Nachricht, für den Rest der Welt auch. Die Hoffnung liegt darin, dass Kairo die Welt eines Besseren belehrt. Groß ist sie nicht.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.