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IW - Hüther des Ost-Grals
Ein falsches Spiel mit Wirtschaftsdaten
Es gibt Äußerungen, die sind irgendwie richtig, führen aber trotzdem in die Irre. Dazu gehören viele Wortmeldungen, die im Vorfeld der Landtagswahlen im Osten mit dem vermutlich erschreckend guten Abschneiden der ultrarechten AfD besonders zahlreich getätigt werden. Solche Ratschläge kommen nun auch von Michael Hüther, seines Zeichens Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW): Pessimismus und Verschlossenheit gefährde die wirtschaftliche Entwicklung, sagt er, und die Realität werde schlechter geredet, als sie ist.
Der Verweis auf volkswirtschaftliche Kennziffern ist aber nicht mit der Lebenswirklichkeit gleichzusetzen. Wenn Hüther darauf verweist, dass sich die Wirtschaft in Sachsen, Thüringen und Brandenburg zuletzt besser entwickelte als der Bundesdurchschnitt, so ist das nur die halbe Wahrheit. Es fehlt der Hinweis, dass es von deutlich niedrigerem Niveau aus aufwärts geht. Und natürlich kommt das Wachstum nicht überall gleich an. Das stimmt im Osten noch mehr, denn selbst viele Beschäftigte profitieren davon nicht, da Tariflöhne vielerorts eher die Ausnahme sind.
Mit seiner Diagnose kommt der IW-Chef nur zu einer Empfehlung an die Politik: die Erfolge besser zu kommunizieren. Doch das ist im Zeitalter von Fake News zum Scheitern verurteilt – und mit Blick auf die eigenen Blindstellen selbst so etwas wie Desinformation. Und so entpuppt sich der Chef des industrienahen Instituts als Hüther eines Ost-Grals, der Wunder verspricht, aber garantiert nicht realisiert.
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