Bomben kein Hindernis für die Tesla-Fabrik

Schritt zur Werkserweiterung: Suche nach Munition in Grünheide fast abgeschlossen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine Kiste zur Aufbewahrung gefundener Munition im Wald nahe der Tesla-Autofabrik
Eine Kiste zur Aufbewahrung gefundener Munition im Wald nahe der Tesla-Autofabrik

Die wochenlange Suche nach Bomben und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg an der Tesla-Autofabrik in Grünheide (Oder-Spree) steht kurz vor dem Ende. »Die Sondierung soll in der kommenden Woche abgeschlossen sein«, sagte ein Sprecher des Brandenburger Umweltministeriums. Seit Juni hatten Experten die Fläche nach Kampfmitteln abgesucht.

Die Maßnahmen seien dem Kampfmittelbeseitigungsdienst zufolge planmäßig verlaufen, ergänzte der Sprecher. Bislang seien »von den beauftragten Firmen über 1450 Stück Kampfmittel aufgefunden« worden. »Darunter befanden sich auch zwei britische Fliegerbomben à 250 Kilogramm, die jeweils vor Ort gesprengt werden mussten.«

Auf der untersuchten Fläche will der Tesla-Konzern sein Werk erweitern. Die Pläne sehen unter anderem den Bau eines Güterbahnhofs vor. Tesla muss die Fläche, die im Landesbesitz ist, aber erst noch kaufen. »Zu einem möglichen Verkauf der Gewerbefläche gibt es Gespräche. Tesla hat signalisiert, dass das Unternehmen Flächen kaufen möchte«, führte der Ministeriumssprecher aus. »In der Regel bestellt das Land einen Gutachter, der die Flächen bewertet. Ein Kaufpreis, der auch die bisher entstandenen Kosten beinhaltet, wird dann zwischen den Vertragspartnern verhandelt.«

Der Verkauf muss außerdem vom Finanzausschuss des Landtags gebilligt werden. Gegner der Fabrikerweiterung hatten angekündigt, den Protest zu verstärken, sollte der Finanzausschuss zu dieser Frage einberufen werden.

Die Kampfmittelbelastung des Geländes war bereits im April ein Thema im Landtag. Damals befasste sich der Innenausschuss des Parlaments mit dem Protestcamp mit Baumhäusern, das im Wald am Bahnhof Fangschleuse mit dem Ziel aufgeschlagen wurde, die umstrittene Werkserweiterung zu verhindern.

Im Ausschuss verwies Innenminister Michael Stübgen (CDU) seinerzeit auf die bereits bestehende Autofabrik, die im März 2022 eröffnet worden war. Vor dem Baustart Anfang 2020 waren auf Luftbildern Bombenkrater entdeckt worden. Man wisse, dass im Zweiten Weltkrieg mehrere Geschwader die Gegend bombardiert hatten, weil die faschistische Wehrmacht hier unterirdische Munitionslager angelegt hatte, erläuterte Stübgen. Beim zwei Millionen Euro teuren Absuchen des Geländes und der Zufahrten seien dann tatsächlich mehr als 20 scharfe Bomben aus US-amerikanischer Produktion gefunden und unschädlich gemacht worden, »außerdem Munition für Haubitzen, Handgranaten et cetera«. Von Luftbildern wisse man, dass auch das Areal des Protestcamps munitionsbelastet sein könnte. Das sollte ein Argument sein, die Waldbesetzung nicht weiter zu dulden. Das Umweltministerium und die oppositionelle Linke teilten diese Sicherheitsbedenken nicht.

Eingerichtet ist das Protestcamp an einer Stelle, an der Bäume für die Fabrik gefällt zu werden drohten. Doch nachdem sich Anwohner mehrheitlich gegen den Bebauungsplan ausgesprochen hatten, passte die Gemeinde Grünheide ihn an. Nach dem abgespeckten Entwurf würde das Waldstück des Protestcamps Wald bleiben. Mit dpa

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