Werbung

Zu wenig, zu viel

Felix Sassmannshausen über systemische Krisenursachen

Nicht nur VW, insgesamt befindet sich die kapitalistische Wirtschaft in einer strukturellen Krise.
Nicht nur VW, insgesamt befindet sich die kapitalistische Wirtschaft in einer strukturellen Krise.

Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise. Die Probleme reichen von zu geringer Nachfrage und schrumpfenden Absätzen über zu hohe Produktionskosten, hin zu einer seit Jahren bestehenden Investitionszurückhaltung seitens der Unternehmen. Nun knirscht und kracht es laut im Gebälk und alle schieben sich mal wieder gegenseitig die Schuld für die Malaise in die Schuhe: die Regierung den Konzernen und Gewerkschaften, die Konzerne den Gewerkschaften und der Regierung, die Gewerkschaften den Konzernen und der Regierung.

Besser wäre aber, man richtet den Blick auf die strukturellen Ursachen: In wesentlichen Teilen der Wirtschaft herrscht eine Überproduktion vor – und das nicht erst seit gestern. Die Auslastung der industriellen Produktionskapazitäten ist schon lange unterdurchschnittlich und hat zuletzt noch mal einen spürbaren Satz nach unten gemacht. Heißt im Klartext: Wir befinden uns in einer Phase, in der zu viel Kapital auf zu hohem Produktionsniveau wirkt, das aufgrund der ungleichen Verteilung von Reichtum aber auf zu wenig Kaufkraft stößt (übrigens nicht nur in Deutschland, sondern weltweit). Das in Kombination mit zunehmenden geopolitischen Spannungen erklärt große Teile der Investitionsscheu des Kapitals, obwohl extremer Wettbewerbs- und Innovationsdruck herrscht.

Dieses schiefe Verhältnis, das sich frei nach Marx als Überakkumulation bezeichnen lässt, ist ein systemisches Krisensymptom der kapitalistischen Gesellschaft. Darüber wird derzeit viel zu wenig, über Schuld allerdings viel zu viel gesprochen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -