Werbung

Deutsche Linke sucht Haltung zur zerstrittenen Europa-Linken

Widerstreitende Anträge an den Oktober-Parteitag zur Mitgliedschaft in einer europäischen Partei

Nicht nur er hat mit der Spaltung der europäischen Linken ein Problem: Walter Baier, österreichischer Vorsitzender der EL.
Nicht nur er hat mit der Spaltung der europäischen Linken ein Problem: Walter Baier, österreichischer Vorsitzender der EL.

Der Bundesparteitag der Linkspartei Mitte Oktober in Halle hat unversehens ein neues Debattenthema bekommen, das direkt mit der existenziellen Krise der Linken zu tun hat: die Spaltung der Europäischen Linkspartei (EL). Aus dieser hatten sich kürzlich – 20 Jahre nach ihrer Gründung – sieben Parteien aus Frankreich, Finnland, Polen, Spanien, Portugal, Dänemark und Schweden verabschiedet und eine neue Allianz der Europäischen Linken für die Menschen und den Planeten (ELA) gegründet. Ein wesentlicher inhaltlicher Grund für die Abspaltung sind unterschiedliche Positionen in der europäischen Linken zum Ukraine-Krieg. Damit ist ein zentrales Thema der Auseinandersetzungen in der deutschen Linkspartei und mit der Neugründung des Bündnisses Sahra Wagenknecht nun auch Streitpunkt und Trennungsgrund unter europäischen Linken.

Die deutsche Linkspartei, die sich dem Vernehmen nach bemüht hatte, eine Trennung zu verhindern, steht nun vor der Frage, in welcher der beiden Organisationen sie künftig mitarbeiten will. Ein ebenso kurzer wie salomonischer Antrag des Parteivorstands an den Halle-Parteitag will den Satz »Die Partei ist Mitglied der Partei der Europäischen Linken (EL)« aus dem Parteistatut verändern. Künftig soll es heißen: »Über Mitgliedschaften in Europäischen Parteien entscheidet der Bundesparteitag.« Das würde die Entscheidung offenhalten und deutet auch darauf hin, dass es zunächst einen längeren Debattenprozess geben könnte.

Dagegen wendet sich ein Antrag von Parteimitgliedern aus Berlin, in dem der Verbleib der Linkspartei in der EL gefordert wird. Die »Zersplitterung der europäischen Linken in einer Zeit des Aufstiegs der extremen Rechten« sei ein Fehler, heißt es. Zudem wird darauf hingewiesen, dass dem neuen Verbund ELA vor allem Parteien angehören, »die Waffenlieferungen an die Ukraine befürworten und auch Parteien mit einer unklaren Position zur Nato«. Die ELA vertrete »nicht die antimilitaristischen und pazifistischen Positionen« der Linkspartei.

Als Minimum wollen die Antragsteller die Linkspartei darauf verpflichten, bis zum Ende der gerade begonnenen Wahlperiode des EU-Parlaments in der EL zu bleiben und frühestens 2029, nach der nächsten EU-Wahl, neu zu entscheiden.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.