Feuertaufe für die Füchse in der Champions League

Berlins Handballer werden in der Königsklasse gleich zum Start hart gefordert

  • Lennart Garbes
  • Lesedauer: 4 Min.
Fabian Wiede kämpft mit den Füchsen Berlin in dieser Saison wieder um Europas Krone.
Fabian Wiede kämpft mit den Füchsen Berlin in dieser Saison wieder um Europas Krone.

Das erste Spiel klingt gleich nach großer europäischer Bühne. Wenn die Füchse Berlin am Donnerstag in der Max-Schmeling-Halle ihre langersehnte Rückkehr in die Handball-Champions-League feiern, ist gleich Topklub Veszprém HC zu Gast. Der ungarische Rekordmeister gilt seit Jahren als Titelanwärter in der Königsklasse und hat mit dem Spanier Xavi Pascual seit diesem Sommer einen Trainer an der Seitenlinie, der mit dem FC Barcelona schon dreimal die Champions League gewonnen hat.

Es ist die große Bewährungsprobe gleich zum Start für die Berliner Handballer, die zum ersten Mal seit der Saison 2012/13 wieder in der Gruppenphase des wichtigsten kontinentalen Klubwettbewerbs dabei sind. Abgesehen vom schweren Duell mit Veszprém erwarten die Füchse allerdings sechs machbare Gegner in der Gruppe A.

Am zweiten Spieltag reist das Team von Trainer Jaron Siewert zu Eurofarm Pelister. Der nordmazedonische Klub verfügt in der eigenen Halle, die als »Hölle von Bitola« bekannt ist, zwar über einen großen Heimvorteil. Allerdings verlor Pelister im vergangenen Jahr trotzdem alle 14 Gruppenspiele in der Königsklasse. Danach treffen die Füchse auf Fredericia, den Überraschungs-Vizemeister aus Dänemark, der in der Champions League noch absoluter Neuling ist. Und es geht gegen Dinamo Bukarest und Sporting Lissabon. Beide Teams kennen die Füchse aus der Hauptrunde der vergangenen European League.

Auch zwei große Namen warten in Gruppe A noch: Wisla Plock und Paris Saint-Germain. Während die Polen als ewige Zweite in der vergangenen Saison mal wieder die Meisterschaft gewinnen konnten, befinden sich die Pariser nach dem Karriereende von Handball-Legende Nikola Karabatić in einem kleinen Umbruch.

Gegen diese Gegner wird es für die Handballer der Füchse darum gehen, möglichst unter die ersten beiden Teams der Gruppe zu kommen. Dann winken einerseits hohe Prämien: Für jedes Spiel in der Königsklasse gibt es 10 000 Euro, für jeden Sieg noch einmal 10 000 Euro mehr. Außerdem wären die Berliner dann automatisch für das Viertelfinale qualifiziert und würden die Play-offs vermeiden, in denen man gegen eines der Teams auf den Plätzen drei bis sechs aus der deutlich stärkeren Gruppe B bestehen müsste.

Dort tummeln sich neben dem Double-Sieger aus Magdeburg auch der polnische Rekordmeister Kielce, Dänemarks Topteam Aalborg und der FC Barcelona. Vor allem die Katalanen gelten nach drei Champions-League-Titeln in den letzten vier Jahren und zwölf Titeln insgesamt auch in dieser Saison wieder als großer Favorit auf die europäische Krone.

Um den Schwergewichten aus Gruppe B zumindest bis zum Viertelfinale aus dem Weg zu gehen, wird es bei den Füchsen wieder auf Welthandballer Mathias Gidsel ankommen. Der Olympiasieger von Paris wurde nach seinen 62 Treffern bei Olympia als Torschützenkönig und wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet. Auch beim ersten Bundesliga-Spiel am vergangenen Wochenende in Eisenach zeigte sich der 25-jährige Däne mit zwölf Treffern schon wieder beeindruckend zielsicher.

Fraglich bleibt, ob Rückraum-Ass Gidsel nach seinen jüngsten Erfolgen irgendwann die Puste ausgeht. Zwischen dem Olympiasieg der Dänen gegen Deutschland und dem Supercup-Erfolg der Füchse gegen Magdeburg lagen nur 19 Tage. Eine Sommerpause gab es für Gidsel eigentlich nicht. Schon vor dem Saisonstart beklagte der Welthandballer die hohe Belastung. Und die Berliner haben mit dem Dänen Lasse Andersson und dem Schweden Max Darj noch zwei weitere Olympiafahrer in ihren Reihen.

Bis Weihnachten wird es für die Füchse durch die Champions-League-Teilnahme aber so gut wie keine Pause mehr geben. Stattdessen stehen in fast jeder Woche zwei Spiele auf dem Plan. Der Berliner Kader muss erst noch beweisen, dass er dieser Doppelbelastung auf allerhöchstem Niveau gewachsen ist. Dabei wird sich auch zeigen, wie wichtig die Kooperation mit dem VfL Potsdam für den Erfolg in der vergangenen Saison war. Durch den Erstligaaufstieg der Potsdamer können die Füchse in der aktuellen Spielzeit nicht mehr auf die sechs Doppelspielberechtigten aus dem Partnerklub zurückgreifen. Bei Verletzungen muss der Ersatz jetzt wieder aus der eigenen Jugendabteilung kommen.

Gelingt es, ein paar eigene Talente einzubinden und trotzdem möglichst verletzungsfrei zu bleiben, sollte die Rückkehr in die Champions League trotzdem mehr werden als eine kurze Stippvisite. Und sollten die Füchse es ins Viertelfinale schaffen, trennen sie nur noch zwei Spiele vom Final-Four-Turnier in Köln. Da ist dann sowieso alles möglich.

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