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Tag der Wohnungslosen: Junge Menschen in Wohnungsnot
Bericht zeigt fehlende Maßnahmen der Regierung auf und fordert bezahlbaren Wohnraum
»Alle Maßnahmen zur Überwindung der Wohnungslosigkeit hängen letztlich immer an bezahlbarem Wohnraum. Und an dieser Schraube wird nach wie vor nicht ausreichend gedreht«, sagt Martin Kositza dem »nd«. Er ist Fachreferent für Sozialrecht, Arbeit und Qualifizierung bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) und spezialisiert auf die Situation junger Menschen. Diese stehen in der Auswertung des aktuellen BAGW-Jahresberichts, der sich wegen der komplexen Zahlenerfassung auf das Jahr 2022 bezieht, besonders im Fokus.
Die Zahlen der BAGW zeigen, wie sehr Wohnungsnot auch junge Erwachsene, Jugendliche und Kinder trifft: Demnach sind etwa 16 Prozent der Menschen, die sich in Wohnungsnotfällen an Einrichtungen und Dienste freier Träger wenden, unter 25 Jahre alt. Fast 13 Prozent der akut Wohnungslosen im Alter von 18 bis 25 Jahren haben die Nacht vor Hilfebeginn auf der Straße verbracht. Bei den unter 18-Jährigen sind es sogar 16 Prozent. Unter jungen Menschen in Wohnungsnot befinden sich zudem auffällig viele Frauen. Davon ist jede Vierte jünger als 25 Jahre, unter den Männern jeder Sechste.
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»Gerade für junge Menschen ist die Situation dramatisch, da sie sich in einer entscheidenden Phase ihrer persönlichen Entwicklung befinden. Ohne stabile Wohnverhältnisse haben sie deutlich schlechtere Chancen auf Bildung, Teilhabe oder beruflichen Erfolg. Das Resultat ist oft Armut und soziale Ausgrenzung«, sagt Kositza.
Selbst wenn sie bei Freunden oder Bekannten unterkommen können, ergeben sich daraus nicht selten gefährliche Abhängigkeitsverhältnisse, ergänzt Sarah Lotties, Fachreferentin für Statistik und Dokumentation bei der BAGW. »Beispielsweise wenn die Unterkunft nur im Gegenzug für sexuelle Gefälligkeiten bereitgestellt wird. Die Not dieser wohnungslosen jungen Menschen ist nicht auf den Straßen sichtbar, aber sie ist genauso schwerwiegend«, mahnt sie.
Um gegenzusteuern, fordert die BAGW niedrigschwellige und zielgerichtete Maßnahmen wie die schnelle Entwicklung kommunaler Gesamtkonzepte, um eine klare Zuständigkeits- und Finanzierungsstruktur sicherzustellen. »Wir sind mit den Sozialgesetzen eigentlich gut aufgestellt, doch es fehlt an der richtigen Umsetzung«, sagt Sozialrechtsexperte Kositza. Beispielsweise habe die Reform des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes (KJSG) zwar die Ansprüche junger Menschen gestärkt, es gebe jedoch weiterhin große Lücken bei der Umsetzung, insbesondere an den Schnittstellen zwischen Jugend- und Sozialhilfe.
»Für den Erfolg aller Hilfen sind jugendgerechte sowie leicht zugängliche Beratungsangebote sowohl digital als auch vor Ort notwendig«, sagt BAGW-Vorsitzende Susanne Hahmann. Die Wohnungskrise müsse bei allen anderen sozialen Problemen immer mitgedacht werden, fordert sie und ergänzt: »Wir brauchen unbedingt mehr bezahlbaren Wohnraum.«
Der Staat müsse dazu wieder mehr in den Wohnungsmarkt eingreifen, unterstreicht Martin Kositza. Er kritisiert die aktuelle Migrationsdebatte. »Das Problem wäre ja nicht dadurch gelöst, wenn wir alle Migrant*innen wegzaubern könnten.« Es brauche vielmehr den versprochenen Schub beim sozialen Wohnungsbau. »Und überhaupt, dass wieder mehr Wohnungen in kommunaler Hand sind, damit sich die Situation normalisieren kann.«
Im Bündnis mit weiteren Sozialverbänden will die BAGW zum Tag der Wohnungslosen am Mittwoch Vertreter*innen der Regierungsparteien mit ihren Forderungen konfrontieren. Die Leitlinien des »Nationalen Aktionsplans gegen Wohnungslosigkeit«, den die Regierung im April dieses Jahres beschlossen hat, müssten endlich in konkrete Maßnahmen münden, heißt es. Es brauche dazu einen klaren Zeithorizont, endlich messbare Ergebnisse, ausreichende finanzielle Ressourcen sowie die verbindliche ressortübergreifende Zusammenarbeit aller Akteure auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene. Dazu sollen auch die Wohnungsnotfallhilfe und die Wohnungswirtschaft zusammen mit den Hilfesystemen im Bereich Gesundheit, Sucht, Frauengewaltschutz, Straffälligenhilfe, der Mieterverbände und weiteren verstärkt kooperieren.
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