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DB-Tochter Schenker: Kleiner, aber nicht oho
Kurt Stenger über den Verkauf der Deutsche-Bahn-Tochter Schenker
Es war schon eine merkwürdige Sache, dass die Deutsche Bahn AG bislang auch eine große Nummer im Straßen- und Schiffsverkehr von Gütern sowie der Luftfracht sein wollte. Ein riesiger, profitorientierter Quasi-Privat-Konzern im Verkehrs- und Logistikbereich, der gleichzeitig staatliche Dienstleistungen auf der Schiene verrichten soll, glich der Quadratur des Kreises. Das Scheitern wird nun auch offiziell bestätigt – mit dem Verkauf der Logistiktochter Schenker.
Der Deal bringt jetzt die Chance, sich künftig voll auf den kriselnden Bahnbereich zu konzentrieren. Bekanntlich liegt da vieles im Argen, von maroder Infrastruktur über mangelhafte Pünktlichkeit und Personalmangel bis hin zu einem lückenhaften Streckennetz. Dass sich da nun nennenswert etwas bessert, ist aber eher unwahrscheinlich. Im Berliner Bahntower will man bis 2027 vor allem wieder profitabel werden, kürzt Aufträge und plant massiven Stellenabbau. Die Zukunft der Güterbahnsparte ist so ungewiss wie zuvor. Insbesondere, da die Verkehrspolitik noch immer nicht klar die Verlagerung auf die Schiene vorantreibt.
Der Schenker-Verkauf selbst lässt tief blicken. Die Interessen der rund 70 000 Mitarbeiter, die den avisierten Käufer DSV ablehnen und einen Konkurrenten präferieren, werden einfach ignoriert. Dass nun massiver Stellenabbau droht, scheint dem bundeseigenen Unternehmen egal. Es geht darum, möglichst viel Geld einzunehmen, um Schulden abzubauen. Die notwendige Schienenoffensive wird auch in der verkleinerten Deutschen Bahn ausbleiben.
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