Ausbildungsbeginn: Welche Versicherung ist nötig?

Mit dem Beginn einer Berufsausbildung sind junge Menschen erstmals nicht mehr grundsätzlich über ihre Eltern versichert. Was folgt daraus?

Neue Lehrzeit hat begonnen.
Neue Lehrzeit hat begonnen.

Fachkräftemangel ist in der Versicherungswirtschaft ein großes Thema. So ging die Zahl der neuen Ausbildungsverträge 2023 um 8,4 Prozent zurück. Nun ist das Image der Branche nicht das beste. Besser also, man bietet möglichen Auszubildenden etwas an. Die besten Karten im Wettbewerb um die Talente hat aktuell wohl die Allianz. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Umfrage der Rating-Agentur Servicevalue. Ähnlich gut wie der Branchenriese schneiden Debeka, Ergo, Wüstenrot & Württembergische, Barmer, Huk-Coburg, Techniker Krankenkasse, Siemens-Betriebskrankenkasse, Münchener Rück und Zurich ab.

Auch in anderen Berufen spielt das schlechte Image aus betrieblicher Sicht eine Rolle, um Besetzungsprobleme zu erklären. Am häufigsten können Ausbildungsplätze mangels geeigneter Bewerbungen nicht besetzt werden. Das geht aus einer neuen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Im vorigen Jahr wurden zwar wieder mehr neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Dennoch hat der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen ein Rekordhoch erreicht: Mehr als ein Drittel der angebotenen Plätze blieben unbesetzt – so viele wie nie zuvor. Die Nichtbesetzungsquote ist in Ostdeutschland etwas höher als in Westdeutschland. Besonders schwer tun sich allerdings Kleinstbetriebe: Sie konnten rund 57 Prozent der von ihnen angebotenen Ausbildungsplätze nicht besetzen, in Großbetrieben waren es lediglich 12 Prozent.

»Die Befunde spiegeln die Entwicklung seit den 2010er Jahren von einem Arbeitgeber- zu einem Bewerbermarkt wider«, erklärt IAB-Direktor Bernd Fitzenberger den Trend. Trotz einer Rekordzahl an unbesetzten Ausbildungsstellen steigt sowohl die Zahl der unversorgten Jugendlichen als auch die Zahl der jungen Erwachsenen ohne abgeschlossene Berufsausbildung.

Etwa eine halbe Million junger Menschen hat in diesen Wochen ihre Berufsausbildung begonnen. Insgesamt lernen in Deutschland gegenwärtig mehr als 1,2 Millionen Azubis ihr Handwerk kennen. Mit dem Beginn einer Berufsausbildung verfügen junge Menschen erstmals über ein eigenes Einkommen und sind nicht mehr grundsätzlich über ihre Eltern versichert.

»Unverzichtbar ist für Azubis eine Privathaftpflichtversicherung«, rät Sandra Klug von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Privathaftpflichtversicherung springt ein, wenn der oder die Versicherte einem Dritten einen Schaden zufügt. Häufig sind Auszubildende über die Versicherung der Eltern mitversichert – wenn sie sich in der ersten (!) Berufsausbildung befinden. »Ist das nicht der Fall, sollten Auszubildende unbedingt eine eigene Privathaftpflichtversicherung abschließen«, rät Sandra Klug. Für Azubis gibt es bereits Angebote ab 40 Euro im Jahr – eine Investition, die sich im Schadenfall auszahlt.

Nachdenken sollten Azubis außerdem über eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie springt dann ein, wenn Versicherte aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr in ihrem Beruf tätig sein können. Da in den ersten Berufsjahren keine und danach nur unzureichende Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung bestehen, ist eine private Absicherung für den Fall der Berufsunfähigkeit an sich sinnvoll. Für das Budget vieler Auszubildender ist diese Versicherung allerdings viel zu teuer.

Lehrlinge, wie man sie früher nannte, sind in der Regel gesetzlich krankenversichert. Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherer sind zu etwa 95 Prozent identisch, können sich aber durch Zusatzleistungen unterscheiden. Bei der Wahl einer Krankenkasse sollte daher der Beitragssatz nicht das alleinige Kriterium sein. Faktoren wie Beratung, Service, Erreichbarkeit und besondere Leistungen, wie spezielle Vorsorgeuntersuchungen oder kostenfreie Impfungen, sollten unbedingt berücksichtigt werden.

Wenn Azubis in eine eigene Wohnung ziehen und höherwertige Einrichtungsgegenstände anschaffen, kann sich eine Hausratversicherung lohnen. Sie schützt im Falle von Feuer- und Leitungswasserschäden, Einbruch oder Vandalismus. In den meisten Fällen ist eine Hausratversicherung zum Start der Ausbildung freilich noch nicht so wichtig. Erst wenn die Wohnungseinrichtung größer und teurer wird, ist die Hausratversicherung ein Muss.

Gerade zu Ausbildungsbeginn treten immer wieder Versicherer und Banken an Azubis heran und locken mit günstigen Angeboten oder weisen auf eine schlechte Altersvorsorge hin. Auszubildende in und außerhalb der Versicherungsbranche sollten sich davon nicht beeindrucken lassen. Die beste Altersvorsorge im Leben ist eine erfolgreiche Berufsausbildung.

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