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Attentatsversuch: Trump erneut ins Visier genommen
Ukraine bestreitet Verwicklung in Attentatsversuch auf republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten
Nach dem mutmaßlichen Attentatsversuch auf Ex-US-Präsident Donald Trump am Sonntag hat der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj jegliche »politische Gewalt« verurteilt. Er schrieb am Montag im Online-Dienst X: »Politische Gewalt hat nirgendwo auf der Welt einen Platz.« Es sei gut, dass der Verdächtige sofort festgenommen worden sei. Zu dem Mann selbst, der laut US-Medienberichten ein Unterstützer des ukrainischen Kampfs gegen die russische Invasion ist, schrieb Selenskyj nichts.
Ein hochrangiger ukrainischer Vertreter, der anonym bleiben wollte, betonte, der Verdächtige habe keinerlei Verbindung zu staatlichen ukrainischen Stellen. Die ukrainische Fremdenlegion betonte, der Verdächtige habe nie in ihren Reihen gekämpft. Entsprechende Gerüchte seien unwahr.
Der mutmaßliche Anschlagsversuch auf den republikanischen Präsidentschaftskandidaten zeige, dass sich der Wahlkampf in den USA »intensiviere«, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau. »Wir können sehen, wie angespannt die Situation dort ist, einschließlich zwischen den politischen Rivalen.« Russland beobachte die Lage sehr genau. Es habe sich aber nie in den Wahlkampf eingemischt und werde dies auch nicht tun, behauptete Peskow.
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Das FBI ermittelt nach eigenen Angaben wegen eines »versuchten Mordanschlags« auf Trump. Nach Angaben von Sheriff Ric Bradshaw spielte der 78-Jährige auf dem Platz in West Palm Beach nahe seinem Anwesen Mar-a-Lago Golf, als Personenschützer des Secret Service in wenigen hundert Metern Entfernung einen aus einem Zaun ragenden Gewehrlauf entdeckten. Nach Schüssen der Beamten flüchtete der Verdächtige zunächst in einem schwarzen Wagen. Mithilfe eines Zeugen konnten Polizeibeamte ihn kurze Zeit später aufspüren und festnehmen.
»Präsident Trump ist nach Schüssen in seiner Nähe in Sicherheit«, erklärte sein Wahlkampfsprecher Steven Cheung. Der republikanische Präsidentschaftskandidat selbst schrieb auf einer Website zum Spendensammeln: »Fürchtet euch nicht! Ich bin in Sicherheit und wohlauf, und niemand wurde verletzt. Gott sei Dank!« Später dankte er auf seiner Plattform Truth Social unter anderem dem Secret Service und Sheriff Bradshaw für den »unglaublichen Job«, den sie gemacht hätten. Er fügte hinzu: »Es war gewiss ein interessanter Tag!«
In einer Erklärung des Weißen Hauses hieß es, Präsident Joe Biden und seine Stellvertreterin Kamala Harris seien über den Vorfall informiert worden und »erleichtert«, dass Trump in Sicherheit sei. »Gewalt hat keinen Platz in Amerika«, erklärte Harris, die bei der Präsidentschaftswahl im November gegen Trump antritt, im Online-Dienst X. »Ich habe mein Team angewiesen, weiter sicherzustellen, dass der Secret Service über alle erforderlichen Mittel, Fähigkeiten und Schutzmaßnahmen verfügt, um die Sicherheit des ehemaligen Präsidenten weiter zu gewährleisten«, erklärte Biden.
Am Zaun des Golfplatzes wurden ein Sturmgewehr mit Zielfernrohr sowie zwei Rucksäcke und eine Go-Pro-Videokamera sichergestellt. Der Verdächtige sei etwa 300 bis 500 Yards (274 bis 457 Meter) von Trump entfernt gewesen, aber »mit einem Gewehr und einem solchen Zielfernrohr ist das keine große Entfernung«, sagte Sheriff Bradshaw. Ob der Verdächtige vor seiner Flucht Schüsse abgegeben hatte, blieb zunächst unklar. Auch offizielle Erkenntnisse zum Motiv des mutmaßlichen Attentatsversuchs lagen zunächst nicht vor.
Die Fernsehsender CNN und CBS berichteten, bei dem Festgenommenen handele es sich um Ryan R., der sich in der Vergangenheit in Online-Diensten kritisch über Trump geäußert habe. Sollte sich dies bestätigen, wäre der Verdächtige kein gänzlich Unbekannter: R. war nach der russischen Invasion der Ukraine im Februar 2022 nach Kiew gereist, um dort die Landesverteidigung zu unterstützen.
CNN und CBS berichteten, R. sei ein selbständiger Bauunternehmer für bezahlbaren Wohnraum auf Hawaii, der in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals festgenommen worden sei. Im März 2022 hatte R. laut »New York Times« im Online-Dienst X angekündigt, in die Ukraine reisen zu wollen. Er sei bereit, »zu kämpfen und zu sterben«. AFP interviewte ihn Ende April bei einer Demonstration in Kiew. Der russische Präsident Wladimir Putin sei ein »Terrorist, dem ein Ende gesetzt werden muss«, sagte er.
Indessen hat der ultrarechte US-Milliardär Elon Musk einen Beitrag in seinem Online-Dienst X wieder gelöscht. Nach dem Vorfall am Sonntag in Florida hatte Musk dort mit Verweis auf US-Präsident Biden und Vizepräsidentin Harris geschrieben: »Und niemand versucht, ein Attentat auf Biden/Kamala zu verüben.« Dahinter setzte er ein nachdenkliches Smiley-Gesicht.
Erst vor zwei Monaten war Trump bei einem Attentat während eines Wahlkampfauftritts im Bundesstaat Pennsylvania leicht verletzt worden. Ein Zuschauer war getötet, zwei weitere waren schwer verletzt, der Attentäter war von einem Scharfschützen des Secret Service erschossen worden.
Nach dem Attentat auf Trump im Juli hatte es schwere Kritik am für den Schutz amtierender und früherer US-Präsidenten zuständigen Secret Service gegeben. Die damalige Secret-Service-Chefin Kimberly Cheatle trat daraufhin zurück, mindestens fünf Beamte wurden beurlaubt. Mit Agenturen
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