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Intel verschiebt Baustart von Chipfabrik
US-Konzern will zwei Jahre später beginnen – was wird mit den Staatsgeldern?
Der kriselnde Chipkonzern Intel legt den Bau seines geplanten Werks in Magdeburg auf Eis. Das Projekt werde voraussichtlich um zwei Jahre verzögert, teilte Firmenchef Pat Gelsinger am Dienstag mit. Eine Begründung lieferte er nicht. Auch der Bau eines Werks in Polen wird verschoben.
Der US-Konzern schreibt derzeit Verluste und hat ein milliardenschweres Kostensenkungsprogramm eingeleitet. Teil davon ist der Abbau von rund 15 Prozent der Stellen weltweit. Insbesondere bei Smartphone-Chips hat Intel gegenüber Konkurrenten das Nachsehen. Das Vorhaben in Magdeburg soll Teil einer Aufholstrategie sein; der erste Spatenstich war noch für dieses Jahr angepeilt worden. Dabei sollten rund 3000 Arbeitsplätze entstehen. Die Investition wurde auf rund 30 Milliarden Euro beziffert. Ein Drittel wollte die Bundesregierung über Mittel aus dem Klima- und Transformationsfonds zuschießen.
»An diesem Projekt sollte und muss aus logischen Gründen festgehalten werden.«
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff geht weiter davon aus, dass die Pläne umgesetzt werden: »An diesem Projekt sollte und muss aus logischen Gründen zum jetzigen Zeitpunkt festgehalten werden«, sagte der CDU-Politiker. Es sei verabredet, dass eine Arbeitsgruppe mit Bundesregierung und Intel einen Stand-by-Modus einrichten soll. Dabei gehe es etwa um die Bearbeitung von Anträgen des Investors.
In der Bundesregierung sorgt die Verschiebung indes für Streit über den Umgang mit den Subventionen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) forderte im Onlinedienst X, alle nicht benötigten Mittel für das Werk »zur Reduzierung offener Finanzfragen« im Bundeshaushalt zu reservieren. »Alles andere wäre keine verantwortungsbewusste Politik.« Aus Kreisen des Bundeswirtschaftsministeriums hieß es hingegen, die Mittel stünden nicht dem Kernhaushalt zur Verfügung. »Unser Land braucht dringend Investitionen«, sagte Staatssekretär Michael Kellner (Grüne) dem Nachrichtenportal T-Online.
Der Bauindustrieverband Ost drängt die Politik, mit der Unternehmensspitze ins Gespräch zu kommen, um eine Hängepartie zu vermeiden. Maßnahmen vom Straßen- bis zum Wohnungsbau, die viele Gewerke beträfen, müssten vorangehen. Die Bundesgeschäftsführerin der Linkspartei, Katina Schubert, forderte, die Milliarden in eine neue Industriestiftung Ostdeutschland zu stecken, um wirtschaftlich sinnvolle Projekte zu unterstützen, etwa in Forschung und Entwicklung von Solarenergie, Windkraft und Batterien.
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