Werbung

Eskalation im Libanon: 2750 Verletzte bei Explosionen

Israel bringt offenbar Kommunikationsgeräte zur Explosion / Bisher neun Tote

  • Lesedauer: 3 Min.
Bei den Explosionen im Libanon wurden zahlreiche Mitglieder der schiitischen Hisbollah-Miliz verletzt.
Bei den Explosionen im Libanon wurden zahlreiche Mitglieder der schiitischen Hisbollah-Miliz verletzt.

Beirut. Der Konflikt zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah-Miliz spitzt sich weiter zu: Bei mutmaßlich koordinierten Explosionen Hunderter tragbarer Funkempfänger sind im Libanon rund 2750 Menschen verletzt und neun Menschen getötet worden. Der Zustand von rund 200 Verletzten sei kritisch, erklärte der geschäftsführende libanesische Gesundheitsminister Firas Abiad in der Hauptstadt Beirut. Die Hisbollah machte Israel für die zeitgleichen Explosionen der sogenannten Pager verantwortlich und kündigte Vergeltung an.

Unter den Verletzten sollen viele Hisbollah-Kämpfer sein. Zudem wurden hochrangige Hisbollah-Vertreter verletzt, wie eine der Miliz nahestehende Quelle bestätigte. Örtlichen Medien zufolge trugen auch zwei Leibwächter von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah Verletzungen davon.

Lesen Sie auch: Fake-News-Vorwurf an »Bild«-Zeitung – Israelisches Militär untersucht Veröffentlichung geleakter Dokumente

Im Raum stand die Vermutung, dass Israel die Geräte als Angriff auf Hisbollah-Kämpfer gezielt zur Explosion gebracht haben könnte. Israels Armee kommentierte die Vorfälle zunächst nicht. Der israelische Kan-Sender berichtete, Militär und Verteidigungsministerium gingen davon aus, dass die Hisbollah mit einem Militäreinsatz gegen Israel reagieren werde.

Pager soll wichtiges Kommunikationsmittel der Hisbollah sein

Aus Sicherheitskreisen hieß es, die Hisbollah habe die Pager erst kürzlich in einer Lieferung erhalten. Das »Wall Street Journal« berichtete unter Berufung auf Hisbollah-Mitglieder, Hunderte von ihnen hätten solche Geräte. Die Geräte seien vermutlich mit Schadsoftware versehen gewesen, die zu einer Überhitzung und zur Explosion geführt hätten.

Experten gingen davon aus, dass es sich bei den Pagern um ein für die Miliz sehr wichtiges Kommunikationssystem handelte. Die Hisbollah ist demnach aus Sicherheitsgründen von Mobiltelefonen auf Pager umgestiegen - unter anderem, weil bei diesen der Aufenthaltsort nicht ermittelt werden kann. Damit wären sie auch weniger anfällig für Überwachungsmaßnahmen oder Angriffe der elektronischen Kriegsführung.

Zum Thema: UN-Gebäude bombardiert – In der ehemaligen UNRWA-Schule haben palästinensiche Geflüchtete Schutz gesucht

In Videos von Überwachungskameras im Libanon war zu sehen, wie es etwa in Supermärkten zu kleineren Explosionen kam. Teils lagen Menschen danach am Boden. Bilder aus Krankenhäusern zeigten überfüllte Räume mit blutenden Patienten. Auch in Syrien, wo die Hisbollah und andere Iran-treue Milizen aktiv sind, soll es zu solchen Explosionen gekommen sein.

Panik in den Straßen

Augenzeugen berichteten von Panik in den Straßen Beiruts. Zahlreiche Krankenwagen waren im Einsatz. Das Gesundheitsministerium rief alle Krankenhäuser zu höchster Alarmbereitschaft und die Bürger zu Blutspenden auf.

Auch Irans Botschafter im Libanon, Modschtaba Amani, soll Medienberichten zufolge bei der Explosion eines Pagers verletzt worden sein. Dieser habe einem Leibwächter gehört, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Tasnim. Die Hisbollah ist der wichtigste nicht-staatliche Verbündete der Islamischen Republik Iran.

Konflikt zwischen Hisbollah und Israel

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast einem Jahr kommt es im Grenzgebiet fast täglich zu Konfrontationen zwischen der Hisbollah und dem israelischen Militär. Auf beiden Seiten gab es infolge des Beschusses Tote - die weitaus meisten von ihnen waren Mitglieder der Hisbollah. Erst am Dienstag wurden nach israelischen Angaben bei einem Angriff auf einen Ort im Südlibanon drei Hisbollah-Kämpfer getötet.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal