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»Ghost« existiert nicht mehr

Europol zerschlägt weitere verschlüsselte Kommunikationsplattform

Mit den beschlagnahmten Krypto-Telefonen sollen sich Kriminelle ausgetauscht haben.
Mit den beschlagnahmten Krypto-Telefonen sollen sich Kriminelle ausgetauscht haben.

Polizei- und Justizbehörden aus neun Ländern haben zusammen mit Europol die verschlüsselte Kommunikationsplattform »Ghost« zerschlagen. Das auf einer App basierende System sei etwa für »großangelegten Drogenhandel, Geldwäsche und Gewaltverbrechen« genutzt worden, erklärten die Ermittler*innen am Mittwoch bei einer Pressekonferenz bei der EU-Polizeiagentur in Den Haag.

»Ghost« konnte auf spezielle Mobiltelefone geladen werden, die der Dienst für umgerechnet 1427 Euro verkaufte. Darin waren ein Sechs-Monats-Abo der App enthalten. Die Plattform soll fortschrittliche Sicherheitsfunktionen geboten haben, darunter die dreifache Verschlüsselung und das automatische Löschen von Nachrichten auf dem Handy.

Die Infrastruktur von »Ghost« mit weltweit mehreren Tausend Nutzern und einem täglichen Volumen von etwa 1000 Nachrichten sei mit einem Netzwerk von Wiederverkäufern in verschiedenen Ländern aufgebaut worden, erklärt Europol. Server hätten in Frankreich und Island gestanden, während die Eigentümer in Australien ansässig waren. Finanzielle Vermögenswerte wurden aber auch in den USA beschlagnahmt, weshalb an Ermittlungen und Operationen auch das US-amerikanische FBI beteiligt war. Behörden aus Deutschland gehörten dem Team nicht an.

Im Rahmen von Razzien wurden seit Beginn der Ermittlungen im Frühjahr 2022 insgesamt 51 Personen festgenommen, darunter 38 in Australien, elf in Irland, eine in Kanada und eine in Italien, die mit einer Mafia-Gruppe in Verbindung stehen soll. Mindestens 50 Mordpläne hätten nach Angaben der Polizei vereitelt werden können. Es seien zudem Waffen, Drogen und Bargeld in Höhe von über einer Million Euro sichergestellt worden – eine vergleichsweise niedrige Summe für die angeblich über die Ghost-App abgewickelten Verbrechen.

Die Zerschlagung des Krypto-Dienstes dürfte insbesondere der französischen Gendarmerie Nationale zu verdanken sein. Der Geheimdienst dieser militärischen Polizei hatte bereits die verschlüsselten Messenger Encrochat und Sky ECC gehackt und die dadurch erlangten Daten über Europol auch an deutsche Polizeien gegeben. Jean-Philippe Lecouffe, der ehemalige Leiter dieses Militärgeheimdienstes, wechselte anschließend als stellvertretender Exekutivdirektor zur Abteilung »Operationen« bei Europol.

Bei der Pressekonferenz am Mittwoch stellte Lecouffe Europols Beitrag bei der Zerschlagung von »Ghost« in den Mittelpunkt. Auf die Nachfrage eines Journalisten, ob der Dienst auch von Nicht-Kriminellen genutzt worden sei, antwortete Lecouffe ausweichend. Sie seien von den Ermittlungen nicht betroffen, so der Europol-Vize.

»Noch so geheime Kommunikationen hätten gegen die internationalen Anstrengungen wenig Chancen«, sagte Europol-Chefin Catherine De Bolle am Mittwoch. Wenn es sein muss, kämpfen die Ermittler*innen dabei auch mit unlauteren Mitteln: Vor zwei Jahren machten das FBI und die australische Bundespolizei bekannt, unter dem Namen »ANOM« eine Scheinfirma für verschlüsselte Telefone verdeckt betrieben zu haben. Darüber konnten die Behörden 27 Millionen Nachrichten mitlesen.

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