Abwanderung aus dem Osten hält an

Seit 1991 haben 1,2 Millionen Menschen die ostdeutschen Bundesländer verlassen

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Die massive Abwanderung aus dem Osten sorgte für Leerstand und Verfall von Wohnraum.
Die massive Abwanderung aus dem Osten sorgte für Leerstand und Verfall von Wohnraum.

Die Abwanderung junger Leute aus den ostdeutschen Bundesländern hält an. So sind im vergangenen Jahr erneut mehr 18- bis 29-Jährige von dort in den Westen gezogen als umgekehrt – konkret waren es netto 7100 Personen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Dienstag mitteilte. Berlin wurde bei den Berechnungen jeweils nicht berücksichtigt.

»Damit setzte sich der seit 1991 bestehende, kontinuierliche Wanderungsverlust Ostdeutschlands gegenüber dem Westen in dieser Altersgruppe auch 2023 fort«, hieß es. Dieser dürfte auch auf die Abwanderung zum Studium oder zur beruflichen Ausbildung zurückzuführen sein. Laut den Daten hat Ostdeutschland seit 1991 netto 727 000 zum Zeitpunkt des Umzugs unter 30-Jährige verloren. Insgesamt zogen seit 1991 laut Statistikamt knapp 1,2 Millionen Menschen von dort nach Westdeutschland. Die Massenabwanderung hatte schon im Jahr 1989 mit dem politischen Umbruch in der DDR eingesetzt.

Die jahrzehntelange Entwicklung trägt auch dazu bei, dass der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter im Osten niedriger ist. Laut dem Zensus 2022 waren in den ostdeutschen Ländern (ohne Berlin) 57,5 Prozent der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahre alt. In den westdeutschen Ländern lag der Anteil dagegen bei 61,6 Prozent. Anteilig die wenigsten Menschen im erwerbsfähigen Alter gab es in Sachsen mit 57 Prozent, die meisten in Berlin mit 64 Prozent. Zudem liegen alle zehn Kreise mit dem niedrigsten Anteil Erwerbsfähiger im Osten. Die Schlusslichter sind Dessau-Roßlau (53,4 Prozent) sowie der Erzgebirgskreis (53,5) und Görlitz (53,8).

Über alle Altersgruppen hinweg sind die Wanderbewegungen zwischen Ost und West in den vergangenen zehn Jahren deutlich ausgeglichener gewesen. Laut den Daten sind im vergangenen Jahr sogar erstmals seit 2016 wieder insgesamt mehr Menschen aus den ostdeutschen in die westdeutschen Länder abgewandert als umgekehrt. Allerdings sei dieser Wanderungsverlust mit insgesamt 3000 Personen vergleichsweise gering ausgefallen. Zuvor habe es – nach Jahrzehnten teils starker Abwanderung – von 2017 an einen leicht positiven Wanderungssaldo in den ostdeutschen Ländern insgesamt gegeben.

Auffällig sind dabei aber auch die Unterschiede bei den Bundesländern: »Während bei Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen in den vergangenen Jahren ein positiver Binnenwanderungssaldo zu verzeichnen war, sind Thüringen und Sachsen-Anhalt seit 1991 durchgängig von einer Nettoabwanderung in die westdeutschen Länder betroffen«, hieß es.

Besonders drastisch war die Zahl abwandernder junger Menschen in den ersten Jahren nach der »Wende«. So wanderten 1991 rund 43 Prozent der damals 18- bis 25-Jährigen Ostdeutschen in Richtung Westen ab. 1992 waren es immer noch 17 Prozent, jeweils wesentlich mehr Frauen als Männer. Dies verschärfte den demografischen Wandel, weil mancherorts ein Großteil einer ganzen Generation fehlte.

Die Statistiker blickten auch auf die Nettozuwanderung aus dem Ausland. Den höchsten Wert je 10 000 Einwohner verzeichneten die Stadtstaaten Bremen (140 Personen), Berlin (131) und Hamburg (116). Die niedrigste Nettozuwanderung aus dem Ausland wies mit 63 Personen je 10 000 Einwohner Brandenburg auf, gefolgt von Bayern (69) und Nordrhein-Westfalen (70). Laut dem Mikrozensus 2023 hatten in den westdeutschen Ländern 27,6 Prozent der Bevölkerung eine Einwanderungsgeschichte. In den ostdeutschen Ländern war der Anteil mit 9,7 Prozent weniger als halb so hoch. In Berlin betrug er 33,6 Prozent. dpa/nd

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