Friedensdemo in Berlin: Entweder Krieg oder Frieden

Frieden ist kein Schimpfwort

Was ist daran lächerlich? Ostermarsch 1998 in der Ruppiner Heide (Brandenburg) gegen den Militärübungsplatz »Bombodrom«.
Was ist daran lächerlich? Ostermarsch 1998 in der Ruppiner Heide (Brandenburg) gegen den Militärübungsplatz »Bombodrom«.

1982 gewann die Schlagersängerin Nicole den Eurovision Song Contest mit »Ein bisschen Frieden«. Darüber machten sich viele lustig, es klang auch zu bescheuert: »Ein bisschen Frieden, ein bisschen Träumen / Und dass die Menschen nicht so oft weinen«. Die Punk-Disco-Band DAF veröffentlichte daraufhin das Lied »Ein bisschen Krieg« mit dem Refrain: »Wir wollen in den Krieg / wir kennen ihn noch nicht«. Das war ironisch gemeint, wie auch der Name dieser Band: Deutsch-Amerikanische Freundschaft.

Heute soll aus diesem Spaß Ernst werden. »Frieden« ist das neue Schimpfwort. Wer dafür ist, gilt als naiv, manipuliert und gefährlich. Fast schon als Feind. Denn man soll das Land verteidigen, auch wenn es nicht angegriffen wird. Noch nicht, sagt die Regierung, bleibt aber vage. Dann kriegen die Menschen mehr Angst. Und verlangen nach Sicherheit. Das ist kein Schimpfwort, das ist die Magie der Rüstungsindustrie.

Deshalb soll das Land »kriegstüchtig« werden: die Schulen, die Krankenhäuser und das Militär. Die Armee bleibt die Schule des Blöden. Gleich nachdem Russland die Ukraine überfallen hatte, schworen in linksliberalen Medien Journalisten, sie hätten früher den Kriegsdienst verweigert, würden das aber nie wieder tun. Denn dem Militär ist nichts zu schwär. Nun rufen in diesen Medien junge Männer: »Zu den Waffen, Genossen« oder »Wenn ich kämpfe, dann für Europa«. Das nennen sie »Realismus«. Linkspartei-Politiker regen an, ein »realistisches« Verhältnis zur Nato zu entwickeln. Danach können sie den Laden endgültig zumachen.

»›Schwere Zeiten‹ / sagte das Blei zum Studenten. / ›Wie sich’s trifft‹ / sagte das Blut zum Stein. / ›Ohne Sorge‹ sagte die Ruhe zur Ordnung. / ›In Gottes Namen‹ sagen die Träger zum Sarg«, dichtete Erich Fried vor langer Zeit. Am Donnerstag haben 30 000 Menschen in Berlin für den Frieden demonstriert. »Ein bisschen Frieden« gibt es so wenig wie »ein bisschen Krieg«, nur entweder oder.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal