- Politik
- Tessa Ganserer
Zu viel Transfeindlichkeit im Bundestag
Tessa Ganserer will nicht mehr für den Bundestag kandidieren
»Der menschenverachtende Hass, der mir nicht wegen meiner politischen Inhalte, sondern aufgrund meines Seins entgegengebracht wurde, ist mir gewaltig an die Nieren gegangen«, teilte die Grünen-Politikerin Tessa Ganserer jüngst mit. Die 47-jährige Transfrau erklärte, neben privaten Gründen künftig auch deshalb nicht mehr für den Bundestag kandidieren zu wollen. Mehrfach hatte sich beispielsweise die AfD abfällig über die Grünen-Politikerin geäußert. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Beatrix von Storch musste deswegen im Juni ein Ordnungsgeld zahlen. Auf die Ankündigung von Ganserer reagierte die extrem rechte Partei mit neuen Hasskommentaren.
Die im bayerischen Zwiesel geborene Ganserer wurde 2021 in den Bundestag gewählt. Zusammen mit der 30-jährigen Grünen-Politikerin Nyke Slawik war sie die erste Abgeordnete mit einer Trans-Identität im Parlament. Zuvor saß Ganserer von 2013 bis 2021 im Bayerischen Landtag – zunächst noch unter ihrem ursprünglichen Namen, 2018 outete sie sich. Das Verfahren nach dem damaligen Transsexuellengesetz lehnte die Politikerin ab. Mit Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes am 1. November wird ihr amtlicher Eintrag nun korrigiert.
Tessa Ganserer betonte, dass ihre Entscheidung nichts mit der aktuellen Austrittswelle in der Grünen Jugend zu tun habe. Der gesamte Bundesvorstand, mehrere Landesvorstände sowie einzelne Landesvorstandsmitglieder hatten in den vergangenen Tagen ihren Austritt aus der Partei erklärt – sie streben den Aufbau eines unabhängigen linken Jugendverbandes an.
Ihre Entscheidung sei kein »Weglaufen«, sagte Ganserer. Sie wolle sich weiterhin für Ziele wie eine nachhaltige Lebensweise, Demokratie und Menschenrechte einsetzen – dann aber an anderer Stelle.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.