Finanzlücke bei Pflegeversicherung

Sozialbeiträge könnten 2025 auf Rekordhöhe steigen. Zahlungsfähigkeit nicht gefährdet

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), spricht mit einem Patienten im Klinikum Chemnitz.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), spricht mit einem Patienten im Klinikum Chemnitz.

Die finanzielle Lage der gesetzlichen Pflegeversicherung ist laut Berichten des Redaktionsnetzwerk Deutschland deutlich schlechter als bisher bekannt. Die von den Krankenkassen angekündigte Erhöhung des Beitragssatzes um 0,2 Prozentpunkte reiche demnach nicht aus, um die Versicherung zu stabilisieren. Tatsächlich bräuchte es Erhöhungen von 0,25 bis 0,3 Prozent. Denn sollte die Regierungsbildung nach der kommenden Bundestagswahl länger dauern, müsse das Geld mindestens bis zum Frühjahr reichen.

Die Sozialbeiträge könnten zum Jahresanfang 2025 stärker als in den vergangenen 20 Jahren steigen. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung war ein »moderater« Anstieg der Beiträge vorgesehen.

Die Sozialbeiträge könnten 2025 stärker als in den vergangenen 20 Jahren steigen.

Das SPD-geführte Gesundheitsministerium begründet die Schwierigkeiten der Pflegeversicherung mit den Kosten der jüngsten Pflegereform vom Mai 2023, gestiegenen Löhnen der Pflegekräfte und einer höher als angenommenen Zahl an Pflegebedürftigen. Die Krankenversicherung DAK-Gesundheit sieht die Probleme indes anderenorts.

»In der Pandemie gab es einen Rückgriff auf Beitragsgelder, der angesichts der akuten Finanzprobleme zwingend korrigiert werden muss«, so DAK-Vorstandschef Andreas Storm. Anderenfalls drohe der Pflegeversicherung »in wenigen Monaten die Zahlungsunfähigkeit«. Laut DAK müssten sechs Milliarden Euro überwiesen werden. Das Gesundheitsministerium sieht die Zahlungsfähigkeit der Pflegeversicherung nicht bedroht, wie eine Sprecherin versichert.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Der Bund hatte die Pflegekassen 2020 verpflichtet, Zahlungen im Rahmen der Pandemiebewältigung an Pflegeeinrichtungen zu leisten. Finanziert wurde dies vorrangig aus dem Ausgleichsfonds der sozialen Pflegeversicherung – also hauptsächlich aus Sozialversicherungsbeiträgen. Im Koalitionsvertrag hatte die Ampel eine Refinanzierung dieser Zusatzkosten aus Steuermitteln zugesichert. Die bisher geflossenen 5,5 Milliarden Euro decken nicht einmal die Hälfte der entstandenen Kosten ab, so die DAK-Gesundheit.

Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen, fordert darüber hinaus Entlastung bei den Rentenbeiträgen für pflegende Angehörige. Dieser Posten mache 2024 vier Milliarden Euro aus. Gesundheitsminister Karl Lauterbach kündigte am Montag an, in Kürze ein Konzept für die Pflegeversicherung vorzustellen. Mit Agenturen

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal