Geflüchtete als Gegenstände

Jana Frielinghaus über das künftige Abschiebegesetz der EU

Von den Menschen, die übers Mittelmeer in die EU kommen, sollen so viele wie möglich abgefangen werden. In Lagern an den Außengrenzen sollen sie bleiben, bis ihre Asylgesuche bearbeitet wurden. Am Ende wird für viele die Abschiebung stehen.
Von den Menschen, die übers Mittelmeer in die EU kommen, sollen so viele wie möglich abgefangen werden. In Lagern an den Außengrenzen sollen sie bleiben, bis ihre Asylgesuche bearbeitet wurden. Am Ende wird für viele die Abschiebung stehen.

An ihrer Sprache sollt Ihr sie erkennen: Geht es um Menschen, die vor Krieg, Verfolgung oder dem Verlust ihrer materiellen Existenz fliehen, reden Politiker von rechts bis liberal-bürgerlich von »Zahlen«, die »runter« müssen. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen bezeichnet Geflüchtete auch als »Waffen«, also als Schachfiguren in der Hand von Autokraten, die mit ihnen »hybride Kriegführung« betreiben.

Der Entmenschlichung über die Sprache entspricht jene im politischen Handeln der EU, der selbsternannten Hochburg der Menschenrechte. Das zeigt sich einmal mehr an dem Gesetz, das von der Leyen am Dienstag vorstellte und mit dem die »Reform« des Gemeinsamen Asylsystems ins Werk gesetzt werden soll: Internierung in Lagern an den Außengrenzen, »Straffung des Rückführungsprozesses«, Schließung von »Lücken«, die Menschen nutzen könnten, um sich doch noch vor der Abschiebung in ihre Herkunftsländer zu retten. Ihre ganz individuellen Nöte müssen nicht mehr interessieren, weil sie zu Nummern und gefährlichen Gegenständen erklärt wurden.

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