Selenskyj: Einladung zum erweiterten Krieg

Bernhard Clasen über Selenskyjs »Siegesplan«

  • Bernhard Clasen
  • Lesedauer: 2 Min.
Auf diesem vom Pressedienst des ukrainischen Präsidenten via AP zur Verfügung gestellten Foto hört Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, die Nationalhymne vor seiner Rede in der Werchowna Rada.
Auf diesem vom Pressedienst des ukrainischen Präsidenten via AP zur Verfügung gestellten Foto hört Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, die Nationalhymne vor seiner Rede in der Werchowna Rada.

Wolodymyr Selenskyjs »Siegesplan« sieht aus wie eine Einladung der Ukraine an die westlichen Partner zum gemeinsamen Krieg gegen Russland. Die westlichen Partner sollen Raketenangriffe auf tief in russischem Gebiet liegende Ziele zulassen, sollen an die Ukraine militärische Aufklärungsdaten durchreichen, gemeinsam mit der Ukraine Raketen und Drohnen in Russland abschießen. Gleichzeitig kritisiert Selenskyj, dass man mittlerweile mehr von Verhandlungen als von Gerechtigkeit spreche.

Sein »Siegesplan« soll offenbar Russland zwingen, am bevorstehenden Friedensgipfel teilzunehmen. Doch mal ehrlich: Wer würde eine Einladung annehmen, wenn im Voraus klar ist, dass der Einladende zu etwas zwingen will? So funktioniert Diplomatie nicht. Gerade in der Diplomatie ist der Ton entscheidend und die Wahl einer diplomatischen Sprache von größter Bedeutung.

Selenskyjs »Siegesplan« kann nur umgesetzt werden, wenn die westlichen Partner mitmachen. Die Entscheidung, ob der Krieg weiter nach Russland getragen wird oder nicht, fällt also nicht in Kiew, sondern in der westlichen Welt. Momentan sieht es nicht so aus, als würden die westlichen Partner der Ukraine eine Einladung zum Nato-Beitritt aussprechen oder Angriffe tief in russisches Territorium hinein unterstützen. Unrealistische Forderungen zu stellen, macht wenig Sinn.

Und noch ein Nebenaspekt: Während viel von Territorien, Raketen und Drohnen die Rede ist, schenkt Selenskyj den menschlichen Tragödien – nicht zuletzt den Opfern von Landminen und den Flüchtlingen – nur wenig Aufmerksamkeit. Und weil das so ist, gibt es für Minenopfer und Flüchtlinge weniger Geld als für Waffen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -