Auslieferung an die Ukraine: Der Präzedenzfall

Erstmals wurde ein sogenannter russischer »Propagandist« an die ukrainische Justiz ausgeliefert

  • Ewgeniy Kasakow
  • Lesedauer: 2 Min.
Russland – Auslieferung an die Ukraine: Der Präzedenzfall

Zum ersten Mal wurde ein sogenannter russischer Propagandist an die Ukraine ausgeliefert: Dmitri Tschistilin sitzt in ukrainischer Untersuchungshaft, wohl seit dem 5. Oktober. Der 1964 bei Murmansk geborene Politologe und Ökonom mit russischer und ukrainischer Staatsbürgerschaft wurde von der Republik Moldau an den Nachbarstaat ausgeliefert. Angeblich war eine Kooperation der Geheimdienste nötig, um Tschistilins habhaft zu werden.

In der Ukraine droht ihm lebenslängliche Haft wegen Landesverrat und »Rechtfertigung der bewaffneten Aggression«. Die russische Botschaft in Moldaus Hauptstadt Chisinau erklärte, von den moldauischen Behörden nicht über die Festnahme in Kenntnis gesetzt worden zu sein. Tschistilin trat kürzlich auf einer Diskussionsveranstaltung zu Sicherheitsrisiken in der EU auf. In seinem Vortrag, der auch als Video im Netz steht, beklagt er Repressionen gegen prorussische und EU-kritische Stimmen in Moldau.

Besonderes bekannt ist Tschistilin der breiten Öffentlichkeit bisher nicht gewesen. Für die ukrainischen und moldauischen Behörden dürfte vor allem seine Zusammenarbeit mit Putin-Berater Sergei Glasjew relevant sein. Angeblich war Tschistilin mit Glasjew an der Erarbeitung der Strategie-Vorschläge für »Informationskrieg« sowie an der Rechtfertigung des Vorgehens in der Ukraine beteiligt. Glasjew war Anfang der 2000er Jahre Anführer des gemäßigt-linken Flügels der Oppositionspartei Rodina (Heimat) und wurde in den Folgejahren zum wichtigen Vertreter des sogenannten Linksputinismus. Die Verhaftung von Dmitri Tschistilin wäre der erste Fall, bei dem die Ukraine einen »Propagandisten« vor Gericht stellt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -