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Jan van Aken: Der 100 000-Türen-Plan
»Ich habe gelernt, wie man Kampagnen macht«: Jan van Aken will der Linkspartei wieder einen Markenkern verpassen
Wenn man Jan van Aken reden hört, könnte man manchmal glauben, die Rettung der Linken sei kein großes Ding. Er sagt dann Sätze wie: »Das ist eigentlich ganz einfach.« Oder: »Das ist doch ganz klar.« Als hätte er ein Motivationstraining besucht. Er bringe »eine echte, tiefe Zuversicht mit, dass wir gewinnen können«, schreibt er in seiner Bewerbung für den Linke-Vorsitz. »Ein Feuer, das hoffentlich ansteckend ist.«
Vielleicht tut es der Linken gut, wenn sie einen Vorsitzenden bekommt, der die Dinge locker sieht. Und vielleicht kann van Aken so reden, weil er sich aus den vordersten Konfliktlinien der Linken etwas zurückgezogen hatte. Natürlich weiß er, auf welch schwieriges Terrain er sich mit seiner Kandidatur begibt. Immerhin hat er in der Bundestagsfraktion bis 2017 die beginnende Auseinandersetzung um Sahra Wagenknecht erlebt. Und im Parteivorstand das schwierige Verhältnis zwischen Parteispitze und Fraktion. Sogar stellvertretender Vorsitzender war van Aken schon mal.
Van Aken will erreichen, dass im Sommer 2025 jeder die Frage beantworten kann, wofür die Partei steht.
In den letzten Jahren hat er weiter in der Linken und ihrem Umfeld gearbeitet, für die Rosa-Luxemburg-Stiftung, als Fachmann für Außenpolitik. Da hatte er viel mit dem Ukraine-Krieg zu tun. Er findet, dass dringend eine nichtmilitärische Lösung dieses blutigen Konflikts gebraucht wird, und zwar aus einer Position der Unterstützung für die Menschen in der Ukraine heraus. Das unterscheidet ihn von den Forderungen des BSW, die er »Kreml-Positionen« nennt. Über seine Ansichten und Vorschläge hat er ein Buch geschrieben, »Worte statt Waffen«, das sich nun fast wie ein ausführliches Bewerbungsschreiben liest: Nie dürfe man sich in die Alternative Gewalt oder Nichtstun treiben lassen. Die Frage müsse heißen: Wie kommt man zu Friedensverhandlungen?
Van Aken ist selbstbewusst genug, darauf hinzuweisen, dass er einiges mitbringt für den Parteivorsitz. Bevor er in die Politik ging, war er UN-Biowaffeninspekteur. Davor gehörte er zu den Gründern und Aktivisten der Organisation Sunshine Project, die Verstößen gegen die internationale Ächtung von B-Waffen nachging. Und noch früher arbeitete er als Gentechnik-Experte bei Greenpeace. »Dort habe ich gelernt, wie man Kampagnen macht«, sagt er.
Die Linkspartei steckt tief in der Krise, braucht neues Führungspersonal und dringend einen neuen Aufbruch. Aber wie und wohin? »nd« startet eine Debattenserie über Probleme und Perspektiven: »Die Linke – vorwärts oder vorbei?« Alle Texte der Serie finden Sie hier.
Auf diese Erfahrungen will der Hamburger nun in der Linken zurückgreifen, falls er gewählt wird. Bis zum Jahresende sollen Linke-Mitglieder an 100 000 Wohnungstüren nach den Sorgen und Problemen der Leute fragen. Daraus soll die Partei ein, zwei Kernthemen für den Bundestagswahlkampf filtern. Van Aken will erreichen, dass im Sommer 2025 jeder die Frage beantworten kann, wofür die Partei steht.
Natürlich kann niemand einen Erfolg garantieren. Aber van Aken versprüht fortwährend einen unerschütterlichen Optimismus, den man ihm trotz der linken Misere glaubt. Seine Logik ist verblüffend einfach: »In der Linken steckt noch alles, was sie mal stark gemacht hat: Oberbürgermeister, Landesministerinnen, Stadträte und viele andere Mandatsträgerinnen. Und in den letzten Monaten Tausende neue Mitglieder.« Gar nicht so schlechte Voraussetzungen also, um wieder auf die Beine zu kommen? Er gibt sich da sicher, mit einem dieser Van-Aken-Sätze: »Das kann nur klappen.«
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