Real Madrid vs. Borussia Dortmund: Vier Finger für ein Halleluja

Zirkus Europa: Unser Kolumnist blickt auf das Dauerduell in der Champions League

  • Sven Goldmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Vier Finger für die Ewigkeit: Robert Lewandowski gelangen 2013 für Borussia Dortmund vier Treffer gegen Real Madrid.
Vier Finger für die Ewigkeit: Robert Lewandowski gelangen 2013 für Borussia Dortmund vier Treffer gegen Real Madrid.

Für den Ballspielverein Borussia 09 aus Dortmund ist es fast schon ein Klassiker. 15-mal hat sich der BVB im europäischen Fußballzirkus mit Real Madrid duelliert, dem teuersten und verrücktesten Klub der Welt. Zuletzt gab es die Partie vor fünf Monaten beim Champions-League-Finale im Londoner Wembley-Stadion. An diesem Dienstag nun geht es am dritten Vorrundenspieltag ins Estadio Santiago Bernabéu, das die Dortmunder noch in sehr guter Erinnerung haben. Ist schon ein Weilchen her, aber unvergessen.

Die Geschichte begann im April 2013 daheim im Westfalenstadion. Damals war auch Cristiano Ronaldo noch dabei. Er schoss sogar ein Tor, es war das einzige für Real, und weil dem gleich vier schwarz-gelbe Tore gegenüberstanden, gestaltete sich der Abend nicht allzu schön für die Madrilenen und ihren prominentesten Angestellten. Ronaldo war an diesem Abend eine kleine Nummer gegen den Dortmunder Stürmer Robert Lewandowski, der alle vier Tore für den BVB erzielte. Keine alltägliche Ausbeute in einem Halbfinale der Champions League.

Zirkus Europa

Früher schlicht Pokal der Landesmeister, heute Champions League: ein inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Sven Goldmann blickt auf den kommenden Spieltag.

Alle Welt erinnert sich an den Moment, als Robert Lewandowski vier Finger in den Himmel reckte. Das 4:1 war ein großartiges Resultat, aber keinesfalls eine Lebensversicherung für das Rückspiel. Eine spanische Fußballweisheit besagt, dass neunzig Minuten im Santiago Bernabéu schon mal länger dauern, als das ursprünglich im babylonischen Sexagesimalsystem festgelegt wurde. Genauso kam es.

Reals Verteidiger Sergio Ramos trat im Rückspiel nach Robert Lewandowski, als wäre dieser ein zweiter Spielball. »Sieben Gelbe Karten hätte der sehen müssen«, wütete Dortmunds Trainer Jürgen Klopp, der sich damals noch nicht einem österreichischen Getränkehersteller versprochen hatte, sondern der ewigen Liebe für Schwarz-Gelb. Zwei späte Tore von Karim Benzema und Sergio Ramos bescherten Real eine 2:0-Führung. Auf einmal fehlte Real nur noch ein Tor zum Einzug ins Finale.

In der fünften Minute der Nachspielzeit folge der finale Auftritt des Cristiano Ronaldo. Mit der ihm eigenen Geschwindigkeit drang er in den Dortmunder Strafraum ein, suchte den Kontakt mit Verteidiger Felipe Santana und riss noch im Sturz die Arme hoch. 70 000 Madridistas im Estadio Santiago Bernabéu brüllten so laut, dass es auch Hans-Joachim Watzke nicht überhören konnte. Der Dortmunder Geschäftsführer hatte sich auf der Toilette versteckt, weil er den Stress nicht mehr ertrug.

Pech für Ronaldo, dass Howard Webb seine Sozialisierung als Schiedsrichter in der Premier League erfahren hatte, und da ist man anderes gewohnt. Webb lächelte Ronaldo freundlich an und es ging weiter, eine letzte, sich ewig hinziehende Minute, dann stand der BVB im Finale. Wie im Juni 2024 ging es nach Wembley, und wieder endete der europäische Gipfel mit einer Niederlage, und das ausgerechnet gegen die deutsche Konkurrenz vom FC Bayern. Die Münchner haben sie in Dortmund bekanntlich ähnlich gern wie den neuen Arbeitgeber ihres Lieblingstrainers Jürgen Klopp.

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