Rechtsbruch als Routineforderung

Jana Frielinghaus über die von der Union verlangten Verschärfungen des »Sicherheitspakets«

Hessens Innenminister Roman Poseck verlangte im Namen der von CDU und CSU geführten Länder unter anderem neue Regelungen zur Speicherung und Nutzung von Verkehrsdaten und IP-Adressen.
Hessens Innenminister Roman Poseck verlangte im Namen der von CDU und CSU geführten Länder unter anderem neue Regelungen zur Speicherung und Nutzung von Verkehrsdaten und IP-Adressen.

Was die Ampel-Fraktionen mit ihrem »Asyl- und Sicherheitspaket« beschlossen haben, davon hätte vor wenigen Jahren selbst ein rechtskonservativer CSU-Innenminister wie Horst Seehofer nicht mal zu träumen gewagt. Inzwischen sind Maßnahmen wie die Streichung der Sozialleistungen für einen erheblichen Teil ausreisepflichtiger Menschen selbst in den sogenannten progressiven Parteien Mainstream. Dies, obwohl das Bundesverfassungsgericht entschieden hat, dass das menschenwürdige Existenzminimum nicht »migrationspolitisch relativiert werden« darf. Dazu kommt die mutmaßlich größte Ausweitung der Überwachungs- und Datensammelbefugnisse für Ermittler seit den »Otto-Katalogen«, also den nach dem damaligen Innenminister Otto Schily (SPD) benannten »Antiterror«-Gesetzen nach den Anschlägen des 11. September 2001.

Heute scheinen selbst FDP und Grüne die Bedeutung der Vokabel »rechtskonform« vergessen zu haben. Die Unionsparteien scheren sich ohnehin einen Dreck darum. Wenn sie weitere Verschärfungen zur Bedingung für eine Zustimmung im Bundesrat machen, verachten sie nicht nur Menschenwürde und -rechte. Dass Gerichte viele der neuen Regeln wieder kassieren, wissen sie. Aber das dauert, und bis dahin kann man erst einmal populistisch Härte demonstrieren. Die trifft Menschen, die für Terrortaten Einzelner nichts können, die aber unter Generalverdacht gestellt und zu Sündenböcken gemacht werden. So etwas hatten wir schon mal. Wo es endete, ist bekannt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.