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Enttarnung von Pablo González
Der baskische Journalist arbeitete offenbar doch für den russischen Militärgeheimdienst GRU
Beim Gefangenenaustausch 2024 stand auf der russischen Liste, für viele überraschend, auch der Name des spanisch-baskischen Journalisten Pablo González. Der 1982 in Moskau geborene Freelancer, der unter anderem für den Madrider Fernsehsender La Sexta arbeitete, war nach Beginn der Ukraine-Invasion in Polen verhaftet und der Spionage für den russischen Militärgeheimdienst GRU beschuldigt worden. Er wurde bis zum Austausch ohne Anklage in einem polnischen Gefängnis festgehalten. Weil sich die Vorwürfe jedoch darauf konzentrierten, dass González russische Papiere auf den Namen Pawel Rubzow bei sich getragen habe, wurde den Anschuldigungen in Spanien wenig Glauben geschenkt.
Tatsächlich gab es eine einfache Erklärung für die divergierenden Namen: González’ Großvater mütterlicherseits war einer von 1500 Bask*innen, die als Kinder 1937 während des Spanischen Bürgerkriegs in die Sowjetunion evakuiert wurden. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks kehrte ein Teil der Familie nach Bilbao zurück. Der damals neunjährige Pawel Rubzow wuchs mit seiner Mutter in Spanien auf und nahm den Nachnamen des Großvaters an. Aus Pawel Rubzow wurde Pablo González.
Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International kritisierten die polnische Justiz auch wegen der Haftbedingungen, denen González unterworfen war. Neun Monate lang durfte der Verdächtige weder seinen Anwalt noch Angehörige treffen; bis zum Schluss befand er sich in strenger Isolationshaft. Daher war die Erleichterung über seine Freilassung im August 2024 im spanischen Baskenland groß.
Doch spätestens als González neben Agenten und Auftragsmördern in Moskau aus dem Flugzeug stieg, begann das Narrativ vom linken Journalisten ins Wanken zu geraten. González wurde gemeinsam mit dem »Tiergartenmörder« Wadim Krasikow, der einen tschetschenischen Oppositionellen in Berlin ermordet hatte, von Putin höchstpersönlich willkommen geheißen.
Bereits 2023 hatte das russische Magazin Agentstwo berichtet, dass sich González im Auftrag des Militärgeheimdienstes GRU in russische Exilkreise eingeschlichen habe, indem er eine Beziehung zu Zhanna Nemzowa aufbaute, der Tochter des vom Kreml ermordeten Oppositionspolitikers Boris Nemzow.
Eine ausführliche Recherche des britischen »Guardian« stützt nun diese These. Ihr Autor Shaun Walker hat zahlreiche Ungereimtheiten zusammengetragen. Auffällig sei vor allem, wie zielstrebig González seinen Charme einsetzte, um sich Zugang zu russischen Oppositionskreisen zu verschaffen, und wie viel Interesse er an Informationen besaß, die für eine journalistische Berichterstattung völlig irrelevant waren. Verdächtig ist auch, dass aus dem persönlichen Umfeld von González in Spanien zuletzt nichts mehr zu hören war.
Zunächst hatte es aus den Reihen der Solidaritätsinitiative geheißen, der Freigelassene werde nach Prüfung seiner rechtlichen Situation zur Familie nach Bilbao zurückkehren und wieder als Journalist arbeiten. Doch obwohl González drei Kinder im Baskenland hat, blieb er in Russland und ließ bis auf ein Interview im dortigen Staatsfernsehen nichts mehr von sich hören. Anstatt sich irritiert über die Ereignisse zu zeigen, erklärte González vor laufender Kamera, wie stolz er gewesen sei, Präsident Putin die Hand schütteln zu dürfen.
Nach González’ Enttarnung müssen sich seine Unterstützer*innen sicher nicht die Kritik am Vorgehen der polnischen Justiz vorwerfen. Eingestehen müssen sie sich jedoch – ebenso wie der Autor dieser Zeilen –, dass sie um Verständnis nicht für einen kritischen Journalisten, sondern für einen Agenten des berüchtigten russischen Militärgeheimdienstes geworben haben.
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