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- Medizinische Versorgung
Abtreibungen bleiben für Berliner Krankenhäuser Tabuthema
Eine Abfrage der Berliner Gesundheitsverwaltung hat ergeben: Bezüglich Schwangerschaftsabbrüchen sind viele Krankenhäuser wenig auskunftsfreudig.
Menschen, die in Berlin einen Schwangerschaftsabbruch durchführen wollen, finden in Berlin eine deutlich bessere medizinische Versorgung vor, als im Rest Deutschlands. Vor allem in Westdeutschland ist die Versorgungslage seit Langem schlecht. Trotzdem bleibt auch in Berlin der Zugang teilweise schwierig und undurchsichtig. Aus einer Abfrage der Gesundheitsverwaltung von zwölf Berliner Kliniken mit gynäkologischer Abteilung geht hervor, dass nur sechs davon überhaupt auf die Fragen geantwortet haben. Bei den Kliniken mit konfessionell christlichem Bezug, sowie bei den Helios und Park Kliniken hieß es jeweils: »Keine Rückmeldung«. Auch eine Anfrage von »nd« bezüglich der medizinischen Versorgung im Rahmen von Abtreibungen ließen fünf der Häuser bis Redaktionsschluss unbeantwortet. Ein Sprecher des St. Joseph Krankenhauses in Tempelhof sagte, die Anfrage der Verwaltung sei damals »leider untergegangen.« Dies habe keinen Hintergrund oder eine Systematik. »Jedenfalls führen wir keine Schwangerschaftsabbrüche durch, was an unserer Trägerschaft liegt, denn wir sind ein christliches Haus.« Religiöse Gründe gab auch das Krankenhaus Waldfriede in der Verwaltungsabfrage an, die bei der Entscheidung, die medizinische Leistung anzubieten, eine Rolle spielten. Auch das Sana Klinikum Lichtenberg antwortete mit »nein«.
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Bleiben drei Kliniken, die Abtreibungen im Rahmen der gesetzlichen Beratungsregel bis zur 12. Schwangerschaftswoche durchführen: Vivantes, DRK und die Charité-Kliniken – sowie das Krankenhaus Havelhöhe, das lediglich sogenannte Spätabbrüche bis zur 22. Schwangerschaftsabbrüche durchführt, also dann, wenn das Leben der schwangeren Person gefährdet ist.
Die Abfrage macht ebenfalls sichtbar, dass Arzt*innen in Kliniken den Eingriff selbst dann nicht vornehmen dürften, wenn diese das wollten: Die Entscheidung, diese medizinische Leistung nicht anzubieten liegt etwa im Sana Klinikum Lichtenberg und im Krankenhaus Havelhöhe bei der jeweiligen Fachabteilungsleitung – in beiden Fällen bisher ein Mann. Das Krankenhaus Havelhöhe konkretisierte noch, die Leistung könne nur angeboten werden, »wenn die
entsprechende Expertise und Bereitschaft einer Abteilungsleitung dazu gegeben ist.«
In Deutschland dürfen Arzt*innen einerseits nicht gezwungen werden, den Eingriff vorzunehmen. Andererseits kann er ihnen untersagt werden. Viele christliche Träger lehnen Abtreibungen ab, darunter vor allem katholische. Die Beratungsstelle Pro Familia hält das für ein großes Problem, »da Schwangerschaftsabbrüche mit medizinischer Indikationsstellung nach 14 Schwangerschaftswochen nur in Kliniken stattfinden können.« Weil die meisten Kliniken konfessioneller Trägerschaft diese gar nicht und die restlichen meist nur Abbrüche bei auffälligem pränataldiagnostischen Befund durchführten, sei es schwierig, eine Klinik für Patient*innen ohne Auffälligkeiten zu finden. Operative Abbrüche seien zudem in Berlin nur bei einer einzigen Ärztin möglich.
Erschwerend hinzu kommen gesetzliche Regelungen, die den Abbruch unter Paragraf 218 grundsätzlich mit Ausnahmen unter Strafe stellen und eine weiter existierende gesellschaftliche Tabuisierung. Darauf deuten nicht nur das Schweigen der Hälfte der abgefragten Kliniken hin. Auch gesellschaftliches Klima und mangelnde Ausbildungsmöglichkeiten für den Eingriff tragen zur Verschlechterung der Versorgung bei: Zwar wurde Paragraf 219a im Sommer 2022 aufgehoben, der bis dahin die sogenannte Werbung für Abtreibung verbot, de facto jedoch auch die Veröffentlichung fachlicher Informationen dazu auf Homepages von Arzt*innen kriminalisierte. Trotzdem stellen viele Arzt*innen weiterhin keine Infos auf ihre Seiten. Einerseits aus Angst vor Abtreibungsgegner*innen, andererseits, weil es schlicht immer weniger gibt, die den Eingriff durchführen können. Dass Berlin hier wiederum vergleichsweise gut versorgt ist, liegt nicht zuletzt an Verbänden wie Pro Familia, die Schulungen für niedergelassene Frauenärzt*innen anbieten.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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