BSW: Risse im Bündnis

Wolfgang Hübner über die Auseinandersetzungen im BSW

Macht Front gegen Abweichler in den eigenen Reihen: BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht
Macht Front gegen Abweichler in den eigenen Reihen: BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht

Was sich derzeit im Bündnis Sahra Wagenknecht abspielt, geht über das übliche Maß der innerparteilichen Auseinandersetzung hinaus. Öffentliche Reglementierung und Disziplinierung von Parteifreunden, schlecht verhüllte Ausschlussdrohungen, begleitende Stimmungsmache gegen Leute, die nicht zu 100 Prozent nach Wagenknechts Pfeife tanzen – die Frau, die sich in der Linken über Ausgrenzung beschwert hatte, greift in der eigenen Partei hart durch. In anderen Parteien werden landespolitische Angelegenheiten von den Landesverbänden entschieden; beim BSW will die Parteigründerin alles persönlich steuern. Um ihre außenpolitischen Vorstellungen auf Landesebene symbolisch festzuschreiben, was merkwürdig genug ist, grätscht sie alle zwei Tage in die Thüringer Verhandlungen hinein und brüskiert die eigenen Leute.

Dass gravierende Risse schon nach kurzer Zeit aufbrechen, zeigt die Grenzen eines Parteimodells, das wesentlich auf der Unantastbarkeit der Galionsfigur, auf Gefolgschaft und Anbetung beruht. Wer noch SED-Zeiten erlebt hat, kann nur unangenehm berührt sein von den Treueschwüren aus Wagenknechts Umfeld gegenüber der Vorsitzenden.

Doch selbst die akribische Auswahl der immer noch wenigen zugelassenen Parteikader verhindert nicht, dass Widersprüche aufbrechen. Wir sehen die Probleme einer Partei – und es werden nicht die letzten sein –, die mit einem Programm des Gegen-alles-Seins sehr schnell sehr stark geworden ist. Nun hat sie Schwierigkeiten, zur Abwechslung mal glaubwürdig für etwas zu sein. Die Protestpose, die Wagenknecht kultiviert hat, reicht in einer Landesregierung nicht; das praktische, konstruktive Politikmachen mit all seinen Kompromissen könnte allerdings Sympathiepunkte kosten. Dieses Risiko will Wagenknecht klein halten, zumal vor der Bundestagswahl.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!