Brombeer-Aus in Sachsen: Michael Kretschmers schlechte Karten

Hendrik Lasch zu den Optionen von Sachsens CDU-Chef nach dem Brombeer-Aus in Sachsen

  • Hendrik Lasch
  • Lesedauer: 2 Min.
Michael Kretschmer (CDU)
Michael Kretschmer (CDU)

Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer setzte im Wahlkampf alles auf eine Karte. Seine CDU sollte unbedingt stärkste Kraft vor der AfD bleiben. Dafür machte er dem Mitte-Links-Lager mit einer offensiven Leihstimmenkampagne Wähler abspenstig und prügelte zudem verbal auf die bislang mitregierenden Grünen ein.

Der Plan ging am Wahlabend auf, zeigt jetzt aber seine Schwächen. Nach dem Scheitern der Brombeer-Gespräche hat Kretschmer seinen einzigen echten Trumpf verspielt. Ein rechnerisch mögliches schwarz-rot-grün-dunkelrotes Bündnis stößt bei den dezimierten und verprellten Grünen auf Vorbehalte. Auch die geschwächte Linke hat eigentlich andere Probleme, als sich, wie alle kleinen Partner zuvor, von der machterprobten CDU in einem Bündnis noch weiter stutzen zu lassen. Ohnehin wollte diese im Freistaat mit den Genossen bisher kaum je etwas zu tun haben.

Kretschmer hat daher jetzt schlechte Karten. Eine verbleibende Variante wäre eine Minderheitsregierung, die er wegen des hohen und permanenten Verhandlungsaufwands nie wollte. Eine andere: ein Bündnis mit der AfD, das er zumindest bisher kategorisch und trotz des jüngsten Treffens mit dem AfD-Landeschef auch einigermaßen glaubhaft ausschließt. Nach dem Ampel-Aus könnte er nun freilich in Versuchung geraten, hoch zu pokern und auf Neuwahlen im März auch in Sachsen zu setzen. Vielleicht hilft ihm dann ein für die CDU günstiger Bundestrend. Vielleicht aber steht er dann auch mit einem noch mieseren Blatt da.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!