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Brombeer-Aus in Sachsen: Michael Kretschmers schlechte Karten
Hendrik Lasch zu den Optionen von Sachsens CDU-Chef nach dem Brombeer-Aus in Sachsen
Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer setzte im Wahlkampf alles auf eine Karte. Seine CDU sollte unbedingt stärkste Kraft vor der AfD bleiben. Dafür machte er dem Mitte-Links-Lager mit einer offensiven Leihstimmenkampagne Wähler abspenstig und prügelte zudem verbal auf die bislang mitregierenden Grünen ein.
Der Plan ging am Wahlabend auf, zeigt jetzt aber seine Schwächen. Nach dem Scheitern der Brombeer-Gespräche hat Kretschmer seinen einzigen echten Trumpf verspielt. Ein rechnerisch mögliches schwarz-rot-grün-dunkelrotes Bündnis stößt bei den dezimierten und verprellten Grünen auf Vorbehalte. Auch die geschwächte Linke hat eigentlich andere Probleme, als sich, wie alle kleinen Partner zuvor, von der machterprobten CDU in einem Bündnis noch weiter stutzen zu lassen. Ohnehin wollte diese im Freistaat mit den Genossen bisher kaum je etwas zu tun haben.
Kretschmer hat daher jetzt schlechte Karten. Eine verbleibende Variante wäre eine Minderheitsregierung, die er wegen des hohen und permanenten Verhandlungsaufwands nie wollte. Eine andere: ein Bündnis mit der AfD, das er zumindest bisher kategorisch und trotz des jüngsten Treffens mit dem AfD-Landeschef auch einigermaßen glaubhaft ausschließt. Nach dem Ampel-Aus könnte er nun freilich in Versuchung geraten, hoch zu pokern und auf Neuwahlen im März auch in Sachsen zu setzen. Vielleicht hilft ihm dann ein für die CDU günstiger Bundestrend. Vielleicht aber steht er dann auch mit einem noch mieseren Blatt da.
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